Wollt Ihr
uns verampeln?
Eine Regierung, die sich nicht mehr grün ist,
die Folgen und ein paar Worte zu Moria.

Ich weiß schon, es sind verwirrende Tage für uns alle, aber hat irgendjemand schon einen Gedanken daran verschwendet wie es der Corona-Ampel gerade geht? Monatelang wurden ihr Hoffnungen auf eine große Karriere gemacht. Vor zwei Wochen wurde sie als künftiger Superstar angekündigt. Wir wollten sie hinausschicken in die weite Welt als unsere neue Waffe gegen Covid-19. Die Ampel fühlte sich stark, kräftig genug, um sich dem Virus entgegenzustellen, ihn rot oder orange oder gelb anzufunkeln und zu sagen: „Bis hierher, mein Lieber, aber nicht weiter!“ Sie sah sich einen „Amadeus“ gewinnen, einen Professorentitel einheimsen, am Opernball in der Ehrenloge sitzen, das Große Goldene Ehrenzeichen am Bande auf der Stange befestigt. Ein Antreten bei „Dancing Stars 2021“ schien fix (falls „Dancing Stars 2020“ bis dahin fertig ist), als erstes Ampelpärchen in der Show winkten viele Medienberichte, ausreichend genug, um in Hinkunft bei großen Veranstaltungen einen Sitz in der ersten Reihe zugesprochen zu bekommen, ein Anruf würde genügen. Nun liegt alles in Scherben.
Um ermessen zu können wie tief sie dieser Schicksalsschlag traf, muss man ein bisschen was über die Ampel wissen. Sie stammt aus einfachen Verhältnisse und kommt vom Land, ich will die Gemeinde nicht nennen, sonst fährt morgen jeder hin und klaut das Ortsschild. Jedenfalls, so viel kann ich verraten, war ihr Vater die erste Ampel nach dem Kreisverkehr im Ort, im Wirtshaus wurde er deshalb „Kreisel-Kurti“ genannt, die Mama bewachte einen Schutzweg vor einer Schule. Das Kind sollte es einmal besser haben, das war den Eltern wichtig und dafür sparten sie eisern. Sie legten sich heimlich über die Jahre Licht auf die Seite, aber so, dass keiner etwas merkte. Meist leuchteten sie in der Nacht einfach ein bisschen weniger hell.
Nach der Matura ging die Ampel tatsächlich nach Wien und begann Rechtswissenschaften zu studieren. Die Eltern platzten vor Stolz über ihr Kind, den ganzen Tag über lächelten die beiden sonnig vor sich hin, der „Kreisel-Kurti“ gleich nach dem Kreisverkehr und die Frau vom „Kreisel-Kurti“ auf ihrem Standplatz gegenüber der Schule. Am liebsten hätten sie den Kindern jetzt zugerufen „bemüht euch so wie meine Tochter, die ist jetzt in Wien, studiert und steht vor einer großen Karriere in der Stadt“, aber sie traute sich nicht.
Die Ampel schaffte das Studium tatsächlich in Mindestzeit, sie wohnte in einem Ampelstudentenheim und lebte von einer Ampelstudienbeihilfe und natürlich vom Licht, das die Eltern für sie aufgespart hatten. Der „Kreisel-Kurti“ und seine Ehefrau kamen zur Promotion, sie sorgten dafür, dass in ihrer Gemeinde ein Baustellenschild aufgestellt wurde und so fiel keinem auf, dass die beiden alten Ampel einen Tag lang nicht da waren.
Mit dem Doktortitel in der Elektronik fand die Ampel schnell eine Anstellung in einem Ministerium. Ein Licht aus der Gemeinde kannte den Sektionschef. Die Arbeit war angenehm, nicht zu fordernd, die folgenden Jahre kletterte die Ampel die Karriereleiter immer weiter nach oben, weil andere Ampeln in Pension gingen, nicht weil die Ampel so herausragende Leistungen vollbrachte, auch wenn sie das anders sah. „Verlässlich“, sei sie und „strebsam“ und „nett“ sagten die anderen Mitarbeiter, wenn sie über die Ampel befragt wurden, mehr fiel ihnen nicht ein.
Dann kam Corona und das Schicksal nahm seinen Lauf. Über Nacht tauchte die Idee auf, man müsste der Pandemie eine neue Symbolik geben, der Babyelefant hatte bei den Gagenforderungen überzogen, eine auf den Rüssel bekommen und lungerte ab jetzt wieder so im Tiergarten herum wie vor der Krise. Also die Ampel. Der Minister persönlich rief an und redete mit vielen salbungsvollen Worten auf sie ein, er hatte eine angenehme Stimme, befand die Ampel, fast so wie der Pfarrer in der Gemeinde daheim. Die Ampel sagte zu, sie wusste nicht wofür, aber sie dachte sich, ihr Schaden wird es schon nicht sein. Wenn alles Stricke reißen, werde der Mann mit der Pfarrerstimme schon ein gutes Wort für sie einlegen, damit sie trotzdem in den Ampelhimmel kommt.
Dann kam der Tag der Tage, die Präsentation, die Ampel hatte sich schön gemacht, sich herausgeputzt, ein Wort und sie wäre auf die Pressekonferenz gestürmt, hätte sich gezeigt und geleuchtet und geblinkt, sie fühlte sich schöner als alle anderen Ampeln im Land, schließlich hatte sie auch vier Farben, eine mehr als der Rest. Aber alles lief schief. Die Ampel wurde vorgestellt, aber so wie sie beschrieben wurde, erkannte sie sich nicht mehr wieder. Die nächsten Tage wurde auf ihr herumgeschraubt, sie bekam neue Funktionen verpasst, andere fielen weg. Die Farben bedeuteten einmal dies, einmal das, es war aus dem Celon zu fahren. Die Ampel versuchte, sich in die Debatte einzubringen, sie zeigte auf und rief, aber niemand nahm sie wahr. Am Ende wurde sie sogar ausgelacht. Kein Orden, kein Opernball, kein „Dancing Stars“, kein nichts. Ein Ende als Leuchte.
Ich fand die Idee der Ampel pfiffig, ich dachte, das ist eine gute Möglichkeit, den Menschen im Land einfach und klar zu veranschaulichen, wo wir momentan stehen, ob wir noch ein bisschen mehr Acht geben müssen auf uns und auf andere, wann Gefahr droht. Vor Beginn von Woche zwei fühle ich mich nun aber verampelt. Ich kenne mich schlicht nicht mehr aus und wünsche mir den Babyelefanten zurück, bei dem hat man wenigstens noch gewusst, wo vorn und hinten ist.
Vom Prinzip her ist alles recht einfach. Die Politik setzt ein Expertengremium ein, die Fachleute bewerten die aktuelle Situation nach vorher klar festgelegten Parametern und geben eine Empfehlung ab. Sie müssen sich nur auf die Erkrankungszahlen fokussieren, nicht auf wirtschaftliche Konsequenzen ihrer Ratschläge, nicht auf die Gemütslage von Landeshauptleuten, nicht ob uns das in der Welt jetzt schicker dastehen lässt oder nicht. Deswegen gibt es eine Regierung, die nimmt die Empfehlungen der Experten mit Dank zur Kenntnis, denkt an die Wirtschaft, die Landeshauptleute und die Welt und entscheidet dann, was geschehen soll. In einer Pressekonferenz kann sie dann meinetwegen nachvollziehbar erklären, wie sie zum Entschluss gekommen ist.
Nicht bei uns, nicht in Österreich. Es fängt einmal damit an, dass die Einsetzung eines reinen Expertengremiums nachgerade als ketzerisch erscheint, denn es könnte Unfug anrichten. Also entsenden die Ministerien Beamte in die Kommission, das können auch Fachleute sein, aber sie sind nicht so frei wie die Vöglein. Dazu holt man Vertreter aus den Bundesländern, auch die kennen sich vermutlich gut aus, aber stecken erst recht in Käfigen fest. Die „Corona-Kommission“ hat 19 Mitglieder, fünf davon sind FachexpertInnen, der Rest ist mehr oder weniger politisch entsandt. Entscheidungen müssen mit einer Zweidrittelmehrheit fallen, ich überlasse es Ihrem mathematischen Verständnis, was das heißt.
Ich unterstelle der Kommission nichts Böses, aber ich denke, die Mitglieder lernen jetzt im Eiltempo die politische Bühne Österreichs kennen, man ist schnell eine Marionette im Machtspiel zwischen Kanzleramt und Gesundheitsministerium. „Die Verschärfungen bleiben auf längere Sicht in Kraft,“ legte der Kanzler am Freitag fest. Wozu tagt dann die Kommission eigentlich die nächste Zeit, wenn ohnehin feststeht, was beschlossen werden soll? Was dahinter steckt: Sebastian Kurz hält das Gremium von Rudolf Anschober für eine Versammlung von Schnarchnasen, es geht ihm zu langsam bei den Verschärfungen. Das wird noch spannend die kommenden Wochen.
Wien wundert's

Es gibt Zahlen und es erscheint einigermaßen klar, was damit zu passieren hat, dafür gibt es ja vorher festgelegte Kriterien, Ampelfarben und daraus abgeleitete Maßnahmen. Ab 25 Infizierten auf 100.000 Einwohner schaltet die Ampel auf gelb, ab 50 auf orange, ab 100 auf rot. Österreich wäre seit Freitag ein ziemlich bunter Haufen, wenn das so vollzogen worden wäre. Es gibt aber Parameter, die für eine „Herabstufung“ sorgen können, die Zahl der durchgeführten Tests etwa, verfügbare Plätze auf der Intensivstation, wie gut konnten Infektionsfälle rückverfolgt werden, man erfährt immer mehr zusätzliche Kriterien, etwa ob die Erkrankten mehrheitlich alt oder jung sind. Damit werden die Daten ausgebürstet, gewaschen, trocken geschleudert, noch einmal in die Waschmaschine gegeben, an die Luft gehängt, gebügelt und dann so in den Schrank gegeben, dass alles sauber aussieht. Die „Corona-Kommission“ ringt sich also in mehreren Stunden zu einer Entscheidung durch, für die eigentlich eine Dreiviertelstunde reichen müsste, auch ein Algorithmus könnte sie treffen.
Dann wird das Ergebnis den Landeshauptleuten mitgeteilt, für die das keine große Neuigkeit mehr sein dürfte, denn wozu haben sie sonst ihre Vertreter in dem Gremium sitzen? Schließlich nimmt sich die Politik der Sache an. Sie hat zwar bereits massiv Einfluss auf die Bewertung der „Corona-Kommission“ genommen, aber noch nicht ausreichend genug. Wie heißt es doch: So viel Freiheit wie nötig, so viel Einschränkung wie möglich. Oder war das umgekehrt?
Was das heißt, erfuhr man am vergangenen Wochenende: Die Politik übernahm und die Daten fuhren Achterbahn, es war der reinste Rummelplatz. Zunächst wurden am Freitag sieben Regionen als gelb festgelegt, lediglich drei mehr als die Woche zuvor, erstaunlich angesichts der Entwicklungen. Die Infektionszahlen explodierten, aber plötzlich galten für eine geringere Anzahl an Menschen strengere Bestimmungen. Also wurde die Ampel ausgehebelt. In ganz Österreich soll ab Montag Maskenpflicht in Geschäften gelten, das war eigentlich erst bei Ampelfarbe orange geplant, nun gilt es für alle, für die gelben, aber auch für grüne Bezirke. Linz wurde am Freitag von gelb auf grün rückgestuft, hat nun aber schärfere Bestimmungen als davor.
Die Ampel, die errichtet wurde, um regional Erleichterungen und Zuspitzungen durchführen zu können, wirkt nun österreichweit, aber auch nicht, denn einzelne Bundesländer können eigene, härtere Bestimmungen erlassen. Wien machte davon Gebrauch. Nachdem der Wiener Gesundheitsstadtrat die Beschränkungen verkündet hatte, fuhr er ins Allianz-Stadion und ließ sich in der VIP-Area von Rapid fotografieren, 10.000 Zuschauer saßen vor den Glasscheiben.
„Bitte lassen Sie sich nicht verwirren durch die Farben der Ampel“ sagte der Kanzler. Danke für den Hinweis, aber die Farben allein sind es nicht.
"Inakzeptabel"

„Die Ampel ist ein vereinfachender Übersetzungsversuch der Risikoeinschätzung,“ sagt Rudolf Anschober. Eigentlich ist sie das nicht mehr. Sie wird enden wie die Corona-App, irgendwann wird sich niemand mehr an sie erinnern. Das hat schon begonnen. Am Wochenende wurden von der Webseite des Gesundheitsministeriums die Erklärungen entfernt, was bei welcher Ampelfarbe zu passieren habe. Nur mehr grün wird ausgeführt. Unter gelb steht: „Der Bundesminister ermöglicht den betroffenen Bundesländern, bei Gelbschaltung noch strengere Maßnahmen, als unter Grün vorgesehen, zu setzen“. Das ist alles. Orange und Rot kommen nicht mehr vor. Das System werde überarbeitet, sagt das Ministerium.
Die Daten, mit denen die Kommission arbeitet, sind naja. In Wien dauert es in vielen Fällen inzwischen vier bis fünf Tage, ehe man getestet wird und das auch nur, wenn man Glück hat. Ein bis drei Tage später erhält man das Ergebnis oder auch nicht, oft landet es im Briefkasten oder eingeschrieben auf der Post. Dort darf man nicht hin, weil man eigentlich in Quarantäne ist, aber das ist das Gute an der Wartezeit: Wenn man seinen Bescheid hat, dass man nicht raus darf, dann darf man schon wieder raus.
Für die Kommission ist das ein Problem, denn sie gibt ja Empfehlungen aufgrund des vorliegenden Datenmaterials ab. Alle Labors in Österreich sind so vernetzt, dass jeder durchgeführte Test innerhalb von 24 Stunden eingemeldet werden muss. Wenn der Test aber fünf Tage später durchgeführt wird, dann erfährt die Kommission erst die Woche darauf, was zwei Wochen vorher passiert ist. „Inakzeptabel“, nennt das Daniela Schmid, Sprecherin der „Corona-Kommission“. Aber auch die Zahlen, die das Gremium sonst so verwendet, sind nicht immer taufrisch. Bereits Dienstag ist „data closing“, in die Analyse gelangen also die Zahlen von Mittwoch der Vorwoche bis Dienstag 24 Uhr. Erst am Donnerstag aber tagt die Kommission und gibt ihre Empfehlungen ab, am Freitag beschließt die Regierung die daraus folgenden Maßnahmen, die am Montag in Kraft treten. Tags darauf ist wieder „data closing“. Weil das Virus schneller ist als wir, will sich die „Corona-Kommission“ nun schon morgen wieder treffen. Hoffentlich erfährt das Virus das nicht.
Politisch ist das brisant, denn im Hintergrund ist auch Rummelplatz. Am Freitag, als die Regierung das Ergebnis ihrer Beratungen präsentierte, sah das „virologische Quartett“ aus wie eine Gruppe unschuldiger Schulbuben, die sich nicht erklären können, wer das Fenster der Klasse eingeschossen hat. Hinter den Kulissen flogen aber die Fetzen, das Kanzleramt und das Innenministerium hätten gern schärfere Regeln gehabt, Wien jedenfalls auf orange gesetzt, Anschober stemmte sich dagegen. Fachlich könnte man argumentieren, er will sich Luft nach oben lassen, also noch ein paar Farben zur Verfügung haben, wenn die Zahlen schlechter werden und das werden sie sehr, sehr rasch. Wir sind in Siebenmeilenstiefeln unterwegs zu einem zweiten Lockdown. Aber da steckt mehr dahinter.
Die Grünen fühlten sich in den ersten Monaten in der Regierung von der ÖVP überrollt, sie kamen nicht vor. Sie durften Beschlüsse abnicken, hin und wieder in Maßen ihre Meinung äußern, um sie tags darauf als Einzelgedanken wieder im Rucksack zu verstauen. Thematisch passierte, was die ÖVP wollte oder es passierte nicht, wenn es passierte, dann wurde es mit einem türkisen Zuckerguss überzogen, der alles andere abdeckte. Anschober dämmerte bald, dass die Grünen ein Profil bräuchten, also jetzt nicht die Zeitung, sondern sie müssten darstellen, wozu sie eigentlich dort sitzen, wo sie sitzen. Da Werner Kogler sich in seiner Funktion als Vizekanzler in einer sensiblen Lage für gelebtes Rebellentum befindet, wurden erst Alma Zadić, dann Anschober losgeschickt, oder er schickte sich selber los, um Meter zu machen und da stehen wir nun. Die Regierung wird nicht zerbröseln, was sollte das für die Beteiligten für einen Nutzen bringen? Aber es wird ruppiger werden in nächster Zeit, da kann Corona nichts dafür. Ausnahmsweise.
San Francisco ...

... ist schon orange

Ein paar Worte vielleicht noch zu Moria, im vollen Bewusstsein, dass es momentan in dieser Tragödie an vielem mangelt, am wenigsten aber an Buchstaben. In kenne weitgehend alle Argumente, die in der Debatte über die Aufnahme von Flüchtlingen ausgetauscht werden, das ist nicht verwunderlich, sie ändern sich seit 2015 kaum. Ich weiß, was mit dem „Pull-Effekt“ gemeint ist, dass sofort ein Schwung Flüchtlinge nachkommen soll, wenn man dem ersten Schwung Schutz gewährt. Mir ist bewusst, dass einige Flüchtlinge wohl selbst ihr Lager angezündet haben und die Feuerwehr dann bei der Löschung behindert wurde. Es wird unter den Betroffenen welche geben, die nicht vor Krieg und Verfolgung geflohen sind, auch solche, die diese Situation ausnützen, ja auch Propaganda betreiben, Fotos inszenieren. Es werden nicht nur Diplomingenieure und Ärztinnen kommen wollen, sondern auch Schurkinnen und Schurken. Schlepper haben sich eine goldene Nase verdient, Politiker sind sich in Machtspielen ergangen. Natürlich, Österreich hat schon sehr viel getan, niemand hat ein Recht, mit dem Finger auf uns zu zeigen. Wir tun uns mit der Integration der schon Zugewanderten in vielen Bereichen jetzt schon recht schwer, vor allem in der Schule war das zuletzt Thema.
Ich will mich jetzt gar nicht weiter auf Abwägungen einlassen oder nachprüfen, was stimmt und was nicht. Es gibt im Leben Situationen, da ist es besser, Argumente in eine Gartenlaube zu sperren und den Schlüssel in der Wiese zu vergraben, es gibt geeignetere Zeitpunkte für Debatten. Jetzt geht es darum, dass man sich auf das konzentriert, was da ist und das sind Kinder, die auf der Straßen schlafen müssen und das geht nicht. Nirgendwo auf der Welt, vor allem aber nicht auf dem Boden der EU. Nicht alle retten zu können, heißt nicht, sich um den Einzelnen nicht bemühen zu müssen.
Ich habe das über die letzten Tag mitverfolgt. Ich finde es unerträglich und abstoßend, wie mit dem Schicksal der Kinder in Österreich momentan Politik gemacht wird und ich erwähne ausdrücklich von allen Seiten. Die Sprache eskaliert, es gibt nur mehr Engel und Teufel, Nazis oder Klosterschwestern. Ich mag nicht, dass Politikerinnen nach Lesbos fahren und Selfies mit Flüchtlingskindern machen und ich mag nicht, dass 2.000 Kilometer nördlich in Wien mit dem Elend um Stimmen gekeilt wird. Ich mag es auch nicht, dass ein Wettbewerb darüber eröffnet wird, wer der härteste Kerl in der Runde ist, der die höchsten Zäune bauen kann, auch um sein Herz. Es ist zum Genieren, es ist armselig, es macht uns alle kleiner als wir sind.
Ich weiß schon, dass die ÖVP vor der Wienwahl in einer verzwickten Lage ist. Die Stimmen der Freiheitlichen von 2015 werden am 11. Oktober neu verteilt, es sind viele am Markt und die gewinnt man nicht, wenn man Flüchtlinge ins Land holt. Vielleicht hilft der Rat weiter, aber manchmal tut es gut etwas für sich selber zu machen, den eigenen Zaun in sich niederzureißen. Vielleicht gewinnt man damit keine Wahlen turmhoch, aber man gibt eine Stimme für sich selber ab. Das sollte keiner geringschätzen.
Ich glaube dass nur Alexander Van der Bellen die Situation retten kann. Vielleicht geht er mit Kurz noch einmal zum Heurigen. Er sagt ihm in aller Freundschaft bei einem Glas prickelnden Mineralwasser, dass er doch so knieweich sein möge, ein paar Kinder zu retten, er fände das für das Ansehen des Landes passend, es stehe auch einem christlich-sozialen Kanzler gut zu Gesicht. Man habe sich in den vergangenen Jahren immer gut verstanden, wilde Zeiten miteinander erlebt, sich stets aufeinander verlassen können und manches Heikle in aller Diskretion erledigt. Er wolle nicht drohen, aber wenn alles nicht nutze, würde er nicht davor zurückschrecken, ihm „Juli“ auf den Hals zu hetzen. Das könnte helfen.
Einen wunderbaren Sonntag Ihnen allen trotz allem.
San Francisco ist derzeit übrigens auch orange, die Brände in Kalifornien sind schuld daran, nicht die Ampel. Nur falls Sie ihr das auch noch in die Schuhe schieben wollen.
Fotos:
Regierung: Picturedesk, Roland Schlager
Michael Ludwig: Picturedesk, Robert Jäger
San Francisco Golden Gate quer: AP Noah Berger
San Francisco Golden Gate hoch: AFP, Harold Postic
San Francisco Golden Stadtansicht: Picturedesk, Wu Xiaoling Xinhua
San Francisco Selfie: Picturedesk, Wu Xiaoling Xinhua
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... - .-. .- -.-. .... .
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