Kaisermühlen Blues
Strache flog aus dem Gemeinderat, ich kam in den ORF erst gar nicht rein. Die Nacht der Loser.

Beim Schreiben merkt man mir das vielleicht weniger an als beim Reden, aber ich bin Wiener mit Kärntner Migrationshintergrund. Ich habe eine eigene, wunderliche Beziehung zu meinem Geburtsland, ich müsste verstörend weit ausholen, um das zu erklären, also lasse ich es lieber bleiben. Jedenfalls, womit ich als Kind niemals gerechnet hatte, passierte am vergangenen Samstag. Kärnten feierte 100 Jahre Volksabstimmung, der slowenische Staatspräsident war da und seine Rede wurde mit Ovationen bedacht. Es wurden auch slowenische Lieder gesungen und der Bundespräsident entschuldigte sich bei den „lieben Angehörigen der slowenischen Volksgruppe“.
Was das heißt, kann nur ermessen, wer Kärnten einigermaßen gut kennt. Ich erinnere mich noch an das Land meiner Kindheit in der Zeit des so genannten „Ortstafelsturms“. Männer, die untertags in Banken arbeiteten oder als Lehrer Kinder unterrichteten, die Unternehmen besaßen, Hoteliers, Tischler, Maurer, Beamte, Biedermänner bei Tageslicht, Brandstifter in der Nacht. Sie rissen die zweisprachigen Ortsschilder aus, die kurz zuvor aufgestellt worden waren, weil es der Staatsvertrag so vorschreibt. Fast unwirklich kommt mir die Versöhnungsfeier nun vor.
Ich darf das mit einer persönlichen Geschichte illustrieren. Ich habe meine gesamte Jugend über Fußball gespielt, von den Knaben bis zur Kampfmannschaft, ich war recht flink, Linksaußen, in einigen Saisonen gut für ein paar Handvoll Tore, eine Karriere ließ sich daraus allerdings nicht zimmern, das war rasch klar. Es kam für mich als Spieler nur ein Verein in Frage, der KAC. Dies auch deshalb, weil mein Großvater lange Jahre ebendort Eishockey-Tormann war, ein paar Mal spielte er im Nationalteam, etwa bei den Olympischen Spielen in Cortina. Das Match gegen Kanada ebenda ging nur hauchdünn verloren, 0:23 nämlich. Schon nach dem zweiten Drittel ahnte man, „hoch wer mas nimma gwinnen“, um es mit Toni Pfeffer zu sagen. Es stand 0:17, die Kanadier ließen sich auch danach nicht lumpen.
Für die Nachwuchs-Teams der Fußball-Sektion gab es jedes Jahr eine Weihnachtsfeier in einem gutbürgerlichen Gasthaus am Stadtrand. Wir bekamen Schnitzel und ein Geschenksackerl, in denen immer auch ein Buch steckte, mein erster Karl May stammt von dort. Als ich einmal unterwegs zur Weihnachtsfeier war, nahm ich den falschen Bus und musste eine ziemlich lange Strecke zu Fuß gehen, um zum Lokal zu kommen. Der Weg führte an Kornfeldern vorbei und als ich ihn etwa zu Hälfte geschafft hatte, blieb ein blauer VW Käfer neben mir stehen. Der Lenker beugte sich über den Beifahrersitz, kurbelte das Fenster hinunter und fragte mich in breitem Kärntnerisch, ob ich mitfahren wolle. Ich stieg ein, obwohl mir meine Eltern genau das verboten hatten, aber ich dachte, in diesem Fall wäre eine Ausnahme gestattet, es handelte sich beim Fahrer immerhin um Sepp Puschnig, Mittelstürmer beim KAC, Spitzname „Karawankenbär“, ein Idol einer ganzen Generation, der vielleicht beste Eishockeyspieler, den Kärnten, den Österreich je hatte. Heute ist die Klagenfurter Eishalle nach ihm benannt, kein Spieler darf das Trikot mit der Nummer 7 tragen, es ist auf Lebzeiten für ihn reserviert.
Ich tuckerte also mit Puschnig Richtung Wirtshaus, die Eishockey-Kampfmannschaft hatte nach uns Weihnachtsfeier, erfuhr ich. Wir redeten ein bisschen, am Eis war Puschnig, der eigentlich bei der Straßenmeisterei arbeitete, eine Urgewalt, er schoss in der Liga 190 Tore, saß aber auch 590 Minuten auf der Strafbank, privat wirkte er eher schüchtern. Ich erinnere mich noch gut wie wir ankamen im Kugelporsche, Sepp Puschnig als Lenker, ich am Nebensitz, allen stand der Mund offen.
Viele Jahre später, als ich längst in Wien lebte, erfuhr ich, dass Sepp Puschnig gar nicht Sepp Puschnig hieß. Ich hatte mir jahrelang jedes Heimspiel des KAC angesehen, als Fußballer hatte ich Anspruch auf eine Gratis-Jahreskarte, allerdings auf keinen Steh- oder Sitzplatz. Ich musste also hinten am Eisengestänge der Tribüne hochklettern und mich dann zwei, drei Stunden oben mit den Armen an einer Querstange einhängen, um einigermaßen sehen zu können. Ich also, der Puschnig zugeschaut, ihn gehört, gerochen hatte, der ihn schnauben und ihn prügeln sah, der mit ihm Meistertitel feierte und bittere Niederlagen ertragen musste, wusste nicht, dass er eigentlich Josef Pušnik hieß, er also einen slowenischen Familiennamen im Reisepass stehen hatte. Er verwendete ihn nicht, sprach nicht darüber, die Zeitungen schrieben Puschnig und nicht Pušnik, keiner korrigierte sie und sie sich selbst auch nicht, soweit ich das überblicken kann.
Es gab damals drei Tageszeitungen in Kärnten, die rote “KTZ”, die schwarze “Volkszeitung und die kirchliche “Kleine Zeitung”. Eishockey hatte einen so hohen Stellenwert, dass jedes Mal nach dem ersten Drittel Sonderausgaben gedruckt wurden, die in der Pause nach dem zweiten Drittel in der Halle reißenden Absatz fanden. Die Fans bekamen also nach dem zweiten Drittel eine Zeitung, in dem das Ergebnis des ersten Drittel festgehalten wurde, um sie im dritten Drittel lesen zu können. Meist stand der Name Sepp Puschnig groß drin, nie Josef Pušnik. Es war damals undenkbar, dass ein Volksheld keinen klassischen, „Deutschkärntner“ Namen trägt. Erst der Sohn und der Enkel von Sepp Puschnig führten den Namen Pušnik auch in der Öffentlichkeit, beide wurden ebenfalls Eishockeyspieler.
Ich erinnere mich mit einigem Schauern daran. Am 11. Oktober 2015 saß ich im Wiener Rathaus in einem eigens aufgebauten ORF-Studio. Es war knapp nach 17 Uhr, die erste Trendanalyse fertig, ich sollte sie mit Christian Rainer vom “Profil” kommentieren. Nun muss man wissen, dass für die Wiener Wahl 2015 ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen SPÖ und FPÖ erwartet worden war, alle Umfragen gingen in diese Richtung. „Speed kills“, leider killt die Geschwindigkeit auch manchmal den Verstand und deshalb hatte man sich entschieden, nicht auf die erste Hochrechnung zu warten, sondern das Wahlergebnis mit wackligem Datenmaterial aus Exit-Polls zu prognostizieren. Leider falsch halt.
Die FPÖ wurde als möglicherweise stimmenstärkste Partei ausgewiesen, noch vor der SPÖ, auf den Fluren ging irgendwo das Wort „möglicherweise“ verloren und so stand ich da und sollte ein paar Worte über den eventuellen neuen Bürgermeister Heinz-Christian Strache verlieren. Wenn ich mir das so recht überlege, hat Strache, ehe er Vizekanzler wurde, schon ein paar interessante Jobs in der Republik nicht bekommen. Wiener Bürgermeister eben, aber auch Kanzler, viele haben das schon vergessen. Die FPÖ war in den Umfragen 2015 meilenweit davongeeilt, lag bei32 Prozent, die SPÖ bei 24 Prozent, die ÖVP bei 19 Prozent. Ich denke, ich habe mich in der Komödie der Irrungen einigermaßen tapfer geschlagen, wenn nicht, lasse ich das Video-Glumpert von damals, sollte es je auftauchen, halt irgendwann shreddern.
In die Verlegenheit, mich zu irren, kam ich am Sonntag erst gar nicht. Der ORF hatte mich vor zwei Wochen eingeladen, am Wahlabend an einem Runden Tisch teilzunehmen, ich sollte mir den Zeitraum von 17 Uhr bis 19 Uhr freihalten. Am Freitag wurde mir mitgeteilt, dass ich um 18.40 Uhr drankäme, ich sollte etwa zehn Minuten erzählen, was mir zu Wien so einfiele. Am Wahltag rief mich am Nachmittag eine Dame an und bat mich früher zu kommen, 18 Uhr wäre ideal, ich sollte jetzt um 18.33 Uhr live gehen, was ein sehr geschmeidiger Ausdruck ist. So geschah es, aber eben auch nicht.
Das Rathaus hatte eine Art Bio-Covid-Test organisiert, wahrscheinlich eine neue Spitze von Peter Hacker gegen die Bundes-ÖVP, die wegen ihm ohnehin schon hyperventiliert. Man musste zwei Stockwerke überwinden, um zum Festsaal zu gelangen, wer das schaffte, ohne nennenswert außer Puste zu kommen, konnte nicht krank sein. Ähnlich einer Bergwanderung, bei der man Hüttenstempel sammelt, waren am Weg nach oben zwei Einkehrstationen errichtet worden, bei denen man leider keinen Schnaps bekam, es saß auch keiner da mit einer Knopfharmonika und sang den Erzherzog Johann-Jodler, nicht einmal in der Corona-Edition: "Wo i geh und steh, tut mir das Beuschel so weh". Man musste allerdings jeweils Zutrittskarten vorweisen, die einen in den nächsten Level brachten, für den unteren Bereich gab es ein gelbes Ticket, für den oberen ein graues.
Bergstation

Der Festsaal ist sehr schmuck, war aber ziemlich zugeräumt, die TV-Studios waren aufgebaut wie Küchenlandschaften beim XXLutz, ich wartete jeden Augenblick darauf, dass die Familie Putz auftauchte und Prozente regnen ließ. Das passierte nicht und so konnte ich mich wie jedes Mal aufs neue wundern, wie viele Sender es in Österreich gibt. Wo findet man die im Fernseher-Suchlauf? Alle im Saal trugen Masken, was der einzige sichtbare Unterschied zum Kitzloch in Ischgl gewesen sein dürfte, denn zwischen den bunten Hintergrund-Wänden, mit denen sich die Sender voneinander unterscheidbar zu machen versuchten, standen alle dicht an dicht, es ging auch nichts anders. Inzwischen war ich in Martin Kotynek, Chefredakteur des „Standard“, hineingelaufen, er war für die selbe Uhrzeit eingeteilt wie ich und wirkte in der Umgebung ähnlich glücklich. Am Ende des Saales hatte der ORF sein Studio aufgebaut, es war wie auf einer Automesse, da haben VW und Mercedes auch immer die größten Stände.
Als wir eintrafen, es war jetzt knapp nach 18 Uhr, wurden wir von der Nachricht überrascht, gleich auf Sendung gehen zu müssen. Ich war zu diesem Zeitpunkt noch nicht geschminkt, nicht einmal mein Abendrouge hatte ich schon aufgelegt. Was mehr störte, war, dass Peter Filzmaier noch bei Paul Tesarek im Studio stand und weganalysierte, was daherkam. Wir hätten ihn also irgendwie aus der Sendung bugsieren müssen, um uns reinzudrängen, am besten wenn er eine Atempause machte, eventuell bei einem Satzzeichen. Leider macht Filzmaier keine Pausen, er ist so eine Art Apnoe-Sprecher, kann also zwei, drei Minuten durchreden, ohne Luft holen zu müssen.
Filzmaier beherrscht, vermute ich vom Körperbau her, einige asiatische Kampftechniken, allein mit seiner Nase könnte er ein paar üble Stich- und Wurftechniken ausführen, also ließen Martin Kotynek und ich den Gedanken fallen und warteten. Und warteten. Und warteten. Über uns fuhr die Krankamera bedrohlich auf und ab, unter uns strahlten die Scheinwerfer, etwas Gebläse und ein Rock und wir hätten einen Marylin-Monroe-Moment fabrizieren können und das ohne Abendrouge. Filzmaier redete noch immer, er musste auch, denn die Runde der Spitzenkandidaten verzögerte sich. Es waren inzwischen alle eingetroffen, standen auf der Stiege zum Klo hinter dem Studio und beschäftigten sich auffallend lässig mit ihren Smartphones. Warten auf Michael Ludwig. Der feierte ausgelassen, wohl mit perlendem Mineralwasser, in einem Nebenraum mit den Seinen den Wahlsieg. Zeitungsfotografen waren nicht zugelassen, nur ein offizieller Vertreter des Rathauses, der Message-Control-Funke ist vom Kanzleramt schnell übergesprungen.
Es verging eine Viertelstunde, Ludwig war immer noch nicht da. Endlich tauchte er auf, die Scheinwerfer gingen an, er gab auf dem Weg noch schnell ein Interview, währenddessen wurden die anderen Spitzenkandidaten ins Studio gelotst, Sebastian Kurz hätte sich nicht besser inszenieren lassen können als der Wiener Bürgermeister. Während die Debatte begann und zwar genau so wie man es erwarten konnte, „Dank an die Wienerinnen und Wiener“, „es gilt das, was ich vor der Wahl gesagt habe“, „es gibt jetzt mehrere Möglichkeiten für eine Koalition“, wurden Martin Kotynek und ich zum Schminken gebeten, wir saßen da, Rücken an Rücken, wie zu Beginn eines Duells, nur die Waffen fehlten und die Gründe für einen Zwist natürlich auch.
Als wir abgetupft und angemalt, bepinselt und glatt gestrichen, gebürstet und frisiert und mit Puder bestreut worden waren, kam eine Mitarbeiterin des ORF zu uns, verzog das Gesicht und teilte uns mit, dass Chefredakteur Matthias Schrom gerade entschieden habe, uns nicht auf Sendung zu schicken. Es tue ihr leid, aber die Zeit sei jetzt zu knapp, aber danke fürs Kommen. Wir gingen also unter der Krankamera durch, stiegen über den Bodenscheinwerfer, gingen vorbei an der Elefantenrunde, ich hätte jetzt Heinz-Christian Strache Kusshändchen zuwerfen können und Gernot Blümel ein paar Hunderterbündel für die Budgetrede am Mittwoch, aber ich marschierte einfach weiter, bei gröberen Menschenansammlungen hüstelte ich kurz und teilte das Meer wie Moses, der es ohne Corona sicher schwerer hatte.
Unten angekommen, merkte ich, dass es zu regnen begonnen hatte und das ordentlich. Mein Schirm entspannte im Büro, ich hatte ihn vergessen, wie meistens. Ich besitze recht viele Schirme, leider aber habe ich selten einen mit, außer bei Sonnenschein, da leide ich keinen Mangel. Jedenfalls hurtelte ich zum Auto, der Anzug wurde nass und das Hemd und ich im gesamten. Zwei Stunden später saß ich im Studio von ORF III, aufgetrocknet und schon wieder neu nass, aber immerhin durfte ich diesmal wirklich auf Sendung. Das muss man erst einmal schaffen, dass man an einem Regentag zweimal ohne Schirm aus dem Haus geht. Von der Vergesslichkeit her wäre die Politik schon etwas für mich.
Traumwelten

Seitenblicke

Was wird das jetzt? Wieder Rot-Grün? Oder Rot-Schwarz? Oder Rot-Türkis? Oder doch Rot-Pink? Es gibt ja in Wahrheit vier Optionen, die ÖVP in Wien muss man zwei Mal zählen, sie hat einen schwarzen und einen türkisen Markenkern. Ich denke aber, es reduziert sich auf zwei Varianten. Michael Ludwig ist vom Zuschnitt natürlich ein Großkoalitionär, er lebt und liebt die Sozialpartnerschaft, er wurde unter Rot-Schwarz politisch sozialisiert, er hat ein starke Achse und persönliche Freundschaft zu Walter Ruck, den schwarzen Präsidenten der Wiener Wirtschaftskammer. 2021 wird für Wien, sehr zurückhaltend formuliert, wirtschaftlich herausfordernd, die Krise wird die Stadt hart treffen, ein breiter Schulterschluss wäre also nicht übel, auch ein guter Kontakt zur Bundesregierung kein Fehler, wenn man schnell und ausreichend an Finanzmittel gelangen will. Aber der Schulterschluss, er kommt nicht.
Ich schließe Rot-Schwarz aus, es finden sich kaum schwarze Spurenelemente in der Kandidatenliste der Wiener ÖVP. Kurz & Co haben die Landespartei mit Haut und Haaren übernommen, wie sie auch sonst alles mit Haut und Haaren übernehmen, was sie in die Finger bekommen und genau ist der Grund, warum ich auch Rot-Türkis für irreal halte. Kurz und Ludwig könnten schon miteinander, aber die Kader sind in tiefer gegenseitiger Abneigung miteinander verbunden, ein Vizebürgermeister Blümel unter einem Bürgermeister Ludwig ist undenkbar, da setzt sich Ludwig schon eher Strache ins Vorzimmer. Er könnte dort wenigstens die Spesenabrechnungen übernehmen, da hat er Expertise.
Bleiben also Rot-Grün und Rot-Pink. Ich glaube, dass die Wiener SPÖ schwankt, es gibt Argumente für dies und das. Ich habe das schon ein paarmal gesagt, aber nur zur Auffrischung: Als Birgit Hebein vor knapp zwei Jahren die Grünen übernahm, war sie für die meisten ein unbeschriebenes Blatt. Mit spektakulären, aber auch provokativen Aktionen, von den Pop-up-Radwegen bis zum Gürtelpool, steigerte sie ihre Bekanntheit rasant, das alles aber auf Kosten des Koalitionspartners, der diesbezüglich in Wien ziemlich humorbefreit ist. Gott verzeiht, Ludwig nicht.
Der Wiener Bürgermeister kann die gegenwärtige Koalition natürlich fortsetzen. Man kennt sich, man weiß, was man aneinander hat, vor allem was man voneinander zu halten hat. Nun ist es freilich aber auch so, dass Birgit Hebein bisher ein Regierungsprogramm exekutierte, das ihre Vorgängerin Maria Vassilakou erarbeitet hatte. Sie wird sich in einer neuen Übereinkunft verwirklichen wollen, Ludwig das schwer zulassen können, er muss es so halten wie Kurz mit den Grünen im Bund. Das Beste aus beiden Welten ist meist das Beste aus einer Welt mit ein paar Dekostücken aus der zweiten obendrauf. Die Wiener Grünen sind unter Hebein deutlich nach links gerutscht, auch das macht es für einen Pragmatiker wie Ludwig nicht einfach.
Bleibt also Rot-Pink, von mir am 19. September in einer Runde der ChefredakteurInnen auf ORF III auch spaßhalber in die Arena geworfen, man schnappte sofort nach meinen Armen und Beinen, aber ich kam ohne gröbere Blessuren heraus. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt schon von einer einschlägigen Debatte dazu in der Wiener SPÖ, der Gedanke bekam Flügel, begann über den Köpfen zu kreisen, alles ist nun möglich, ein Flug in lichte Höhen oder eine Bruchlandung.
Für Ludwig hätte Rot-Pink den Charme, dass er seine eigene Geschichte schreiben könnte, nicht mehr allein Nachfolger von Michael Häupl wäre, sondern der Bürgermeister, der ein Abenteuer gewagt hat. Auch strategisch wäre die Entscheidung für die SPÖ klug. Der gesamte Themenblock, den die Grünen derzeit in der Regierung besetzen, wäre frei. Die Roten könnten grüner werden, gemeinsam mit der Wirtschaft den ersten Bezirk autofreier machen, mehr Bäume pflanzen lassen, Radwege ohne Autofahrer-Pflanzerei auf den Weg bringen. Für die Grünen ein Albtraum-Szenario. Sie müssen sich im Bund weiter mit der ÖVP abmühen und in Wien setzt die SPÖ mit den Neos grüne Ideen um. Sapperlot, Politik ist manchmal schon ein seltsamer Zeitvertreib.
Daumenkino

Womit wir wieder bei Heinz-Christian Strache wären. Der Pendler zwischen den Welten könnte jetzt als Bezirks-Klubchef enden. Aus der Sicht eines ehemaligen Vizekanzlers ist das vielleicht mehr Gänsehäufl als Ibiza, in Anbetracht der sonstigen persönlichen Arbeitsmarktsituation ist das aber auch nicht nichts. Es gibt dafür 1.420,20 Euro im Monat brutto, 14 Mal im Jahr, für jede Augenscheinverhandlung zusätzlich 51 Euro. Da auch für jede einzelne Zeitungsbox jährlich eine solche „Augenscheinverhandlung“ stattfinden muss, richtet Strache möglicherweise in Hinkunft auch ein bisschen über den „Heute“-Vertrieb. Was habe ich eben über Politik gesagt?
Etwas "Kaisermühlen Blues" kehrt ein. In der TV-Serie spielte der rote Alfons Haider den blauen Bezirksrat Hermann Vyloczil, jetzt könnte Strache das werden, inmitten der Rudi Gneissers und Erwin Schoitls. Strache ist in allen 23 Bezirken als Listenerster angetreten, sein „THC“ schaffte in 16 Bezirken insgesamt 29 Mandate, in zehn gleich zwei oder mehr und hat damit Klubstatus. Strache kann sich seinen Bezirk quasi aussuchen. Auch seine Partei muss nicht darben. Es gibt 350.000 Euro Parteienförderung, rechnete ZiB2-Moderator Martin Thür aus. Auch dieses Geld kann Strache anzapfen, um kreative Ideen war er diesbezüglich nie verlegen.
Ich wünsche einen wunderbaren Dienstag. Möge sich Ihre Koalition mit dem Leben ebenso ertragreich gestalten.
Fotos:
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