Blabla und Wulli Wulli

Die Regierung steuert eine Steuerreform an, Van der Bellen die Hundezone, Kurz eine Pizzeria. Wieder so ein Wau-Tag.

Zugegeben, in Zeitungen steht mitunter auch viel Blabla drin, aber wir schreiben das wenigstens nicht so offen hin. Wobei, so ganz stimmt das auch nicht. Das Magazin „News“ interviewte vor vielen, vielen Jahren einmal den damaligen Kanzler Viktor Klima. Leider vergaß man, den Platzhalter-Text zu löschen, und deswegen stand vor seinen Antworten jeweils nicht Viktor Klima, sondern schlicht „Wappler“. Er war hellauf begeistert und trat wenig später die Flucht nach Argentinien an. Ein Zusammenhang ist möglich, aber unbewiesen.

Warum erzähle ich das? Weil durch irgendeine Wappelei, gestern eine Regierungs-Webseite ein paar Stunden so aussah, als wäre sie der Gänseblümchengruppe eines Waldorfkindergartens in die Hände gefallen und das kam so. Der neue Minister für Beamte, Kultur und Sport, Werner Kogler, ist bekanntermaßen nicht nur ein Mann der offenen, sondern auch der vielen Worte. Vielleicht wollte er die Menschheit teilhaben lassen an seinem Wissen über ausschweifende Ansprachen, vielleicht auch nur verraten, wie er es schaffte, die Regierungsverhandlungen durch bloßes Reden auf zwei Monate auszudehnen. Jedenfalls tauchte plötzlich eine Unterseite auf seiner offiziellen Ministeriums-Website auf und sie trug den Titel „Übersicht Blablabla“.

"Das ist kein Artikel"

Von den Grünen ist ja hinlänglich bekannt, dass sie sehr gerne debattieren und das ist auch gut so, denn Diskurs ist wichtig hören wir immer, selbst wenn er manchmal tatsächlich nicht viel mehr bietet als Blablabla. Kogler scheint das bewusst zu sein, denn  er versprach gleich unter der „Übersicht Blablabla“, dass hier „ganz angestrengt diskutiert“ werde. Worüber und wo blieb verborgen, denn es folgte „Artikel 2 Blabla“ und die Botschaft „Sie werden es nicht glauben…aber wir informieren Sie hier wirklich“. Der folgende Satz löste das Versprechen nur bedingt ein, denn er lautete „Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua“. 

Versuchen Sie erst gar nicht, das zu übersetzen, es ist Fantasielatein. Es folgten noch ein paar Zeilen Blindtext, ehe Kogler sich seiner eigentlichen Aufgabe bewusst wurde, denn er publizierte „Artikel 01 Blabla“, der allerdings zur Aufklärung auch nicht viel beitrug, denn der „Artikel 01 Blabla“ begann mit dem Satz „Mehrer Menschen haben sich getroffen“. Diesen „mehrer Menschen“ hätte es geholfen, wenn ihnen im Menü zu ihrer linken Hand ein Ausweg aus diesem sprachlichen Labyrinth angeboten worden wäre, aber sie wurden nur noch tiefer eingetaucht in diese mystische Ministeriumswelt. 

„Das ist eine Überschrift“, stand da und das hätte man auch von selbst noch erahnen können, darunter aber war die Ankündigung eines Artikels zu lesen, der vorsichtshalber von sich behauptete, „Das ist kein Artikel“, er stand aber über „Ebene 3“. Über „Erste Seite Hue“ kam man in den „Sport“, dachte endlich etwas Greifbares in Händen zu halten, aber dann zerstörte „Überschrift dieser Seite ist H1“ alle Hoffnungen. Ich mache den Rest im Schnelldurchlauf. Unter dem erneuten Titel „Übersicht Blablabla“ fanden sich folgerichtig der „Artikel 01 Blabla“ und der „Artikel 2 Blabla“, dann aber plötzlich „Übersicht CG“, „Übersicht Erb Überschrift“ und „Übersicht Hüttner“. Wer dieser „Hüttner“ ist, erfuhren die User nicht mehr, denn am Nachmittag war die Panne behoben. Schade eigentlich.

Es ist ein ewiges …

… Kommen und Gehen

Ob „Übersicht Blablabla“ auch als Titel einer Zusammenfassung über die Regierungsklausur angemessen erscheint, mögen andere beurteilen, was gesagt werden kann ist, dass sie gestern recht flott zu Ende ging und für Sebastian Kurz in einer Pizzeria in der Wiener Innenstadt ausklang. Ebendort, in der L´Osteria in der Bräunerstraße tauchte der Kanzler überraschend und ohne Blablabla Kogler im Schlepptau gegen 14.15 Uhr auf, wohl auch um sich zu stärken, in Krems bekommt man ja nichts Ordentliches. Kurz musste sich nach Wien sputen, die aktuelle Schweizer Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga hatte sich zum Staatsbesuch angesagt. Sie war mit dem Nachtzug aus Bern nach Wien gereist. Ach, diese Schweizer, wissen die nicht, dass es auch Busse gibt?

Am Vormittag hatte die Regierung in Krems noch schnell ihre Pläne zur Steuerreform präsentiert. Sie hätte natürlich auch die entsprechenden Blätter aus dem Regierungsprogramm reißen und die Seiten am Ballhausplatz vom Fenster aus in Richtung wartende Journalisten segeln lassen können, denn weiter als im Koalitionspakt festgeschrieben ist, wagte man sich bei der Klausur nicht vor. So aber war es natürlich schicker, muss man ganz klar sagen. Man vernahm viele Worte, die man kannte und nahm sie auf wie Verwandte auf Herbergssuche, das "Sparen im System“ war wieder da und der „strengere Budgetvollzug“, das „stufenweise Vorgehen“ und das „Umsetzen“. Die Fortschreibung von Türkis-Blau, angereichtet und neu durchmischt mit grünen Reizwörtern, es sind die nächsten, die wir willkommen heißen im Schoß der Familie.

Versprochen wurde eine Steuersenkung so um die vier Milliarden Euro, alles natürlich „ökosozial“ und so dass das Klima eine rechte Freude haben wird mit Österreich. Wenn das Klima aktuell nachfragt, wie ihm nun konkret auf die Sprünge geholfen wird, dann muss man das Klima auf die Taskforce verweisen, die in diesem Land schon immer Wunderdinge vollbracht hat, vor allem solche, die in der fernen oder noch ferneren Zukunft zu passieren haben.

Gesenkt werden die Lohn- und Einkommenssteuer, an der NoVa wird herumgeschraubt, die Flugtickets werden um ein Äutzerl teuer, aber um Gottes willen nichts wird erhöht und keine neuen Steuern kommen. So wie niemand entlassen wird, sondern freigesetzt, und nie ein Preis erhöht wird, sondern höchstens angepasst, und man nie mehr arbeiten muss, sondern höchstens Prozesse optimiert werden, so schnellen in Österreich auch jetzt und in Zukunft keine Abgaben in die Höhe. Nein, nie, niemals. Das neue Zauberwort heißt „Umsteuerung“, die Doppelbedeutung lässt einen mit der Zunge schnalzen. „Umsteuern“, das heißt das Steuer herumreißen, aber nicht an den Steuern herumreißen, alles sachte, alles cool, aber doch irgendwie bio, irgendwie ökosozial.

Weil die Regierung so ist wie sie ist, lieferte sie gleich ein paar Berechnungen mit, obwohl man grundsätzlich sonst keine Zahlen liefern konnte, die individuelle Ersparnis schaffte man sehr präzise auszurechnen. Ich kann vorab verraten, dieses „Umsteuern“ erzeugt überraschenderweise lauter Gewinner. Sie verdienen 3.500 Euro im Monat und haben zwei Kinder? Dann räumen sie 1.565 Euro zusätzlich im Jahr ab. Woher das Geld kommt? Taskforce. 

Ich will hier raus

Schicker Mantel

Eine Taskforce für sich sind Alexander Van der Bellen und seine „Juli“. Der „First Dog“ wohnt seit April 2019 in der Hofburg, meist knotzt er lächelnd am Präsidentensofa herum, seine Geschichte aber ist traurig. „Juli“ (so taufte sie ihr Retter, ein Bekannter von VdB, der verstarb) wurde in Griechenland in einem zugebundenen Sack ausgesetzt, noch heute fürchtet sich die Hündin vor Wasser. Sie kam über Umwege zum Bundespräsidenten, der eine stille Sympathie für die „Eleganz und Schönheit“ der Verfassung hegen mag, aber wenn man mit ihm über Tiere redet, dann hat man den Eindruck die „elegante Verfassung“ kann sich währenddessen zum Teufel scheren, es gibt keinen hundenärrischeren Mann im Land. „Ich war sechs oder sieben, als wir den ersten Hund hatten“, sagt Van der Bellen im Tierinterview zu „Heute“, „seither waren es sicher schon sechs oder mehr“. Und sie haben alle einen Kosenamen gemeinsam. „Bei mir ist jeder Hund Wulli Wulli“.

Und so endete ein Tag mit viel Blabla und ein bisschen Wulli Wulli. Haben Sie ein tierisch wunderbares Wochenende.

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Fotos: Helmut Graf, picturedesk, Screenshot

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