Achtung, s´Vogerl!

Die Politik gab dieser Tage wieder ein schönes Bild ab.

Wenn Sebastian Kurz das erfährt, wird es ihm wie Schuppen von den Ohren fallen. Der Kanzler hatte jüngst bei den Sicherheitstagen in München die Geschwindigkeit chinesischer Bautätigkeit gepriesen. In zehn Tagen war in Wuhan bekanntlich ein Krankenhaus für 1.000 Patienten hochgezogen worden. Kurz, der in den letzten Jahren selbst allerlei errichtet hatte, das sich nicht als dauerhaft erweisen sollte, zeigte sich davon angetan.

Nun könnte man einwenden, China sei eine Diktatur, in einer solchen erfolgen Entscheidungen jedweder Art rascher, weil die Einspruchsmöglichkeiten der Zivilgesellschaft überschaubar groß sind. Man könnte auch sagen, dass es sich in Wuhan weniger um ein Gebäude als um aneinander gekettete Container handelt, es keine Zimmer gibt, sondern sich ein Bett ans andere reiht, Abstand etwa 30 Zentimeter. Dass die Kranken weitgehend auf sich selbst gestellt sind, aber vor jedem Bett eine kreisrunde Nummer auf dem Boden aufgebracht wurde. Es stirbt also allenfalls kein Mensch, sondern Nummer 345 in Reihe 73. Aber wir sollten nicht so pingelig sein.

Spitalo Fatalo

Österreich ist nicht China, der Regierungschef heißt weder Xi Kurz noch Sebastian Jinping und deshalb dauert bei uns alles halt ein bisserl länger. Was man aber sagen kann: Österreich ist definitiv ein Land der seltsamen Vögel, nicht alle haben Federn und nicht alle sind geschützt, der Triel allerdings schon. Er gehört zur Familie der Regenpfeifer, ist etwa so groß wie eine Taube und frisst gern Insekten, wie ich nun dem „Kurier“ entnehmen durfte. Vor allem aber ist der Triel vom Aussterben bedroht, Autos hierzulande ja eher nicht und deshalb wurde jetzt festgelegt, dass es keine Marchfelder Schnellstraße geben kann, wo der Triel lebt, haust und bumst. Für diese Entscheidung hat man 18 Jahre gebraucht. In dieser Zeit hätten die Chinesen 657 Krankenhäuser errichten können, nicht so schön wie das KH Nord vielleicht und mutmaßlich auch ohne Energieschutzring rundherum, aber erneut wollen wir nicht pingelig sein.

Die Trasse der S8 führt durch eine Art Naturschutzgebiet, das dürfte in den vergangenen 18 Jahren allerdings nicht weiter aufgefallen sein, nicht einmal dem Gerichtsgutachter. Dieser hatte sich in der ersten Instanz für das Projekt ausgesprochen, in der zweiten dann dagegen, erzählte die damit befasste Umweltschutzorganisation dem „Kurier“, sie heißt übrigens Virus, in Österreich ist immer alles ein Gesamtkunstwerk. Das Blöde an der Situation ist, dass die Zubringer zu der Schnellstraße, die nun nicht gebaut werden kann, schon gebaut wurden, sie enden halt im Nichts, was ja auch nicht nichts ist, denn in Österreich baut man gern Brücken, auch in der Politik, nur um später draufzukommen, dass sich auf der anderen Seite gar nichts befindet. Ein paar Millionen Euro dürften weg sein, 13 Millionen allein für die Planungen, aber das ist nicht weiter schlimm, Hauptsache das Steuergeld fließt nicht in die Kinderbeihilfe für Ausländer.

Das Glück ist ein Vogerl

Sonst laborierte das Land am Wochenende eher an Nachwirkungen. Der Opernball in Wien, der langweiliger war als im Jahr zuvor, als er auch schon langweiliger gewesen war als das Jahr davor, von den Jahren davor gar nicht erst zu reden, entfaltete seine ganze Kraft nämlich erst in den Tagen danach. Das lag einerseits an Norbert Hofer, aktuell Dritter Nationalratspräsident, der auf Twitter eine für das Land weitreichende Entscheidung kundtat. „Sollte ich den nächsten Wahlkampf gewinnen (ist nicht unwahrscheinlich), bitte ich um Verständnis dafür, dass ich diesen Ball der Eitelkeiten nicht besuchen werde“.

Es erstaunt, dass Hofer nur den Wahlkampf gewinnen will und nicht die Wahl zum Bundespräsidenten an sich, aber auch das ist ja eine höchstpersönliche Entscheidung. So richtig glaubt er offenbar selbst nicht an den Sieg, denn er hält es nicht für wahrscheinlich, dass er den Wahlkampf (oder vielleicht doch die Wahl?) gewinnt, sondern lediglich für „nicht unwahrscheinlich“. Vielleicht sollte er den Triel fragen, der hat Erfahrung darin wie man Entscheidungen aussitzt.

In 18 Jahren ist Hofer 66 und da fängt bekanntermaßen das Leben erst so richtig an, vor allem wenn man vorgesorgt hat. Erst jetzt wird langsam klar, warum er sich einen Sicherheitszaun um seine burgenländische Villa bauen ließ, er will jetzt nämlich Geld ansparen und das nicht zu knapp. Auf Twitter kündigte er an, dass er sich nun vom ORF lossagen will und die GIS abmeldet, weil er sich über Armin Wolf ärgert.

Der Anchor hatte sich darüber mokiert, dass Hofer zwar den rechten Akademikerball besuchte (und dort ein Selfie mit einem Identitären machte, der überraschend aufgetaucht war), aber dem Opernball die kalte Schulter zeigen will, wenn er, „den Wahlkampf“ (oder vielleicht doch die Wahl?) gewinnen sollte, was „nicht unwahrscheinlich“ ist. Das machte den möglichen Bundespräsidenten mit der Opernball-Phobie so wütend, dass er in Hinkunft nur mehr FPÖ-TV schauen will, was auf die Dauer auch recht eintönig sein kann, vor allem wenn man sich ständig selber sieht.

Fegefeuer der Eitelkeiten

Hofer entgeht einiges, denn zu vorgerückter Stunde vergisst so mancher auf dem Opernball, dass der ORF ein TV-Sender ist und ein Mikro kein Ziergegenstand. Eine Reporterin enterte am Donnerstag die Loge von Wirtschaftskammerchef Harald Mahrer, in der sich auch Ex-Opernballchefin Desirée Treichl-Stürgkh und ihr Ehemann, Banker Andreas Treichl befanden, aber nur zwei Mineralwasserflaschen. Trinken ist auch am Opernball wichtig, es sollte aber schon Champagner sein, das müsste in einer Loge, die 23.600 Euro kostet, doch drin sein.

Die Unterversorgung war schnell ein Thema. „Wir trinken nur Mineralwasser, weil wir sparsam mit den Mitgliedsbeiträgen umgehen“, sagte Mahrer, er könnte auch „Mitgliedsbeträge“ gesagt haben, die Zunge lag schon etwas schwer im Gaumen. „Er lässt uns hier verdursten“, rief Treichl-Stürgkh von vorne und weil es eh schon wurscht war, mengte sich nun auch Andreas Treichl ein. „Wenn sie große Champagnerflaschen sehen wollen“, sagte er, „dann müssen`s zur Industriellenvereinigung oder zur Arbeiterkammerloge gehen“. Ob die Reporterin sich auf die Suche machte, ist unklar, jedenfalls gab es keine Arbeiterkammerloge auf dem Opernball, eventuell sollte der ORF nachsehen, ob es unter seinen Reporterinnen Vermisstenfälle gibt, man wüsste dann, wo man suchen müsste.

Die Neos empörten sich am Wochenende über die Auslassungen, man darf auch nicht ganz aus den Augen verlieren, dass nächste Woche Kammerwahlen sind. Deshalb war es Mahrer in der Pressestunde am Sonntag auch nicht rasend angenehm, auf die Vorfälle in der Loge angesprochen zu werden. „Uns war allen klar, dass das lustig gemeint ist. Ein Schelm, wer Böses denkt“. Vielleicht dachten sich die Schelme auch gar nichts Böses, sondern sie können rechnen und finden 23.600 Euro Investition in ein paar Sitzplätze mit guter Aussicht nicht lustig, auch wenn es so gemeint war, aber das ist nur eine Vermutung.

Mahrer unterstrich jedenfalls, dass er keineswegs aus Gründen der persönlichen Vergnügung in der Oper anwesend gewesen sei. Nein, nein „der Opernball ist für uns mehrheitlich ein Arbeitsball“, sagte er, „deshalb hat die Wirtschaftskammer eine Loge“. Unser Mitgefühl ist ihm sicher. Wir sind eben keine Schelme, deshalb können wir auch nichts Böses denken, sondern finden alles lustig.

Am Arbeitsball

Nichtsahnend von den Kalamitäten in Wien unterzog sich eine kleine Abordnung der Regierung ebenfalls dem Joch eines „Arbeitsballes“, diesmal allerdings in der Provinz. In Graz ging in der Nacht auf Samstag der Bauernbundball über die Bühne, mit 16.000 Gästen die größte derartige Belustigung in Europa. Weil Sebastian Kurz noch immer tat als wäre er in Brüssel und Werner Kogler weiter kränkelte, blieb die Aufgabe an Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger und Arbeitsministerin Christine Aschbacher hängen, die allerdings hatten viel Spaß. Das legen zumindest die Fotos nahe, die Verbreitung fanden, der Grund für die ausgebrochene Heiterkeit hatte einen Namen: Andreas Gabalier.

Der selbsternannte Volks-Rock´nRoller dürfte sich die Ausbootung beim Musikpreis Amadeus nicht so sehr zu Herzen genommen haben wie es zunächst den Anschein hatte. Nachdem er weder nominiert noch überhaupt eingeladen worden war, redete er sich auf Facebook seinen Kummer von der Seele, es dürfte genutzt haben, denn in Graz schmunzelte Gabalier über das ganze Gesicht. Beim Besuch von "Arbeitsbällen" ist er eben ein echter Profi.

Möge Ihr Job heute auch ein "Arbeitsball" sein. Ich wünsche einen wunderbaren Montag.

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Fotos:
Andreas Gabalier: Kleine Zeitung, Oliver Wolf
China-Spital: APA, Hu Huhu Xinhua/Eyevine
Triel: iStock
Norbert Hofer: APA, Robert Lizar
Harald Mahrer: APA, Roland Schlager

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