Schauma aufs Trauma

Der Kanzler als Corona-Exorzist und andere Teufels-Austreibungen.

Ich bin für einen meinungsfreien Tag. Wohlgemerkt, ich starte hier keine Petition, von Berufswegen ziemt sich das auch nicht, es ist vielmehr ein Auftrag an mich selbst, um den Seelenfrieden zu erhalten. Ich wünsche mir einen Tag in der Woche, an dem ich keine Meinung haben muss, zu nichts und zu niemandem. Wenn ich gefragt werde, was ich von den aktuellen Entwicklungen auf Tuvalu halte, oder ob ich den neuen Turbokreisverkehr in Amstetten gut finde, dann will ich leichten Herzens antworten können: „Tut mir leid, heute ist mein meinungsfreier Tag, vielleicht bin ich morgen dafür oder dagegen.“

Als ich klein war, gab es in Österreich den autofreien Tag. Zu Beginn der siebziger Jahre wurde Erdöl knapp, die Lieferländer hatten sich entschlossen, die Menge zu drosseln. Also wurde auf den Autobahnen Tempo 100 verordnet, fürs Klima scheint uns das nun unangemessen. Die Schulen blieben im Februar für eine Woche geschlossen, die Energieferien waren geboren. Kanzler Bruno Kreisky empfahl, in Büros die Temperatur auf 20 Grad abzusenken und eventuell auf Nassrasur umzusteigen, um Energie zu sparen. Falls sie jetzt den Eindruck haben, in einer Zeitschleife festzustecken, kann ich ihnen nur den Rat geben: Da müssen sie selbst rausfinden.

Am 14. Jänner 1974 wurde der autofreie Tag eingeführt, er war individuell wählbar. Auf die Windschutzscheibe jedes Wagens musste ein quadratisches Pickerl angebracht werden, die beiden Anfangsbuchstaben zeigten den jeweiligen Tag an, an dem das Vehikel stehenbleiben musste. Warum auch immer, DI, also der Dienstag, wurde am häufigsten genommen, fast ein Drittel entschied sich dafür. Es wäre nicht Österreich, wenn es nicht Ausnahmen gegeben hätte. Es fuhren bald Autos herum, die ein „S-Pickerl“ trugen, also eine Sondergenehmigung hatten. Die Nutzer durften immer fahren, ihre Kilometerleistungen waren unabkömmlich, heute würde man dazu sagen, sie gehörten der „kritischen Infrastruktur“ an.

Den autofreien Tag gab es fünf Wochen lang. Es fanden keine Volksaufstände statt, keine Demos, nicht jeder sah den Sinn ein, aber erkannte die Notlage. Es war eine andere Zeit, Nachrichten tuckerten herbei, sie flogen nicht im Geschwader an, ihr Treibstoff war nicht die Empörung. Heute klopfen Neuigkeiten minütlich an der Tür, Aktualität wird nicht hinterbracht, sondern gepusht. Fast neun Stunden am Tag geben wir für die Nutzung von Medien aus, der Schwerpunkt verschiebt sich immer weiter Richtung Social Media, dem neuen Zentralorgan der Wut. In den siebziger Jahren gab es mehr Zeit zu reflektieren, sich eine Meinung zu bilden, oder gar keine, man war bestenfalls seine eigene Echokammer.

Ich glorifiziere das nicht, aber die letzte Woche hat mir wieder einmal vor Augen geführt, dass eine sinnvolle Debatte in diesem Land nicht mehr herstellbar ist, und zwar egal zu welchem Thema. Wirtschaftsminister Martin Kocher unterbreitete Montag den Vorschlag, die Sozialleistungen bei Teilzeitarbeit neu zu regeln. Die Idee war unausgegoren, nicht durchdacht, schlecht vorgetragen. Sie ist möglicherweise vollkommener Humbug, ungerecht, frauenfeindlich, aber ich hätte mir eine Diskussion darüber trotzdem gewünscht. Keine Schlacht innerhalb der üblichen Ritterschaft, 24 Stunden lang, alle tot. Deshalb nahm ich vergangenen Montag einen meinungsfreien Tag, ein MO-Pickerl prangte auf meiner Brust. Tat mir gut. Ob wir dauerhaft im Land so weitermachen können, bezweifle ich.

„Gnadenloser Populist“

Frau Grünwalder lebte in der Wiegelegasse 6, wenn man die Rosentaler Straße stadtauswärts fährt, dann ist es kurz vor dem Südring die erste Gasse rechts. Frau Grünwalder wohnte im ersten Stock eines kleinen Hauses mit gelber Fassade, ihr Alltag breitete sich auf zwei Räume aus, eine Wohnküche, ein Schlafzimmer, Klo und Bad am Gang, das reichte für sie und ihren Alois, er war sowieso meistens im Hof und feilte vor dem Schuppen an irgendwelchen Eisenstücken herum. Er war freundlich, aber redete nicht viel. Frau Grünwalder schon, zumindest in einem der beiden Leben, die sie führte. Das eine war ihr tatsächliches, das andere ihr erfundenes Leben. In diesem traf Frau Grünwalder ständig prominente Leute.

Meine Urgroßmutter hatte den Lesezirkel abonniert, die billigste Variante davon, also die mit den ältesten Ausgaben. Magazine kamen mit einer Verspätung von neun Wochen, was in Klagenfurt nicht die Welt war, vor allem nicht für Frau Grünwalder. Sie liebte sämtliche Illustrierte, die meine Urgroßmutter an sie weiterreichte, alles darauf war bunt und strahlend und gekrönt, das passte oft nicht zu den Titeln, die auf schwere Schicksale schließen ließen. Frau Grünwalder zeigte dann oft auf das Cover der Hefte und sagte. „Ja, die Gracia Patricia, die habe ich gestern im Konsum getroffen, die hat momentan viele Sorgen.“ Der Supermarkt, von dem sie sprach, stand in der Rosentaler Straße, und nicht in der Nähe des Place du Palais in Monaco.

Mit der Zeit hatten sich alle mit Frau Grünwalder und ihrem zweiten Leben arrangiert. Anfangs widersprach meine Urgroßmutter ihr noch, sie wandte etwa ein, dass die Gracia Patricia gestern nicht im Konsum gewesen sein könne, vielleicht an einem anderen Tag, denn gestern habe sie die Fürstin im Fernsehen gesehen und da sei sie nicht zwischen Lebensmittelregalen auf und ab gegangen und zum Einkaufen wäre sie gar nicht passend angezogen gewesen. Frau Grünwalder ging auf Widerspruch selten ein, sie wusste es besser, sie präzisierte oft sogar noch, wo sie Gracia Patricia gesehen hatte, in der Gemüseabteilung etwa habe sie den Eisbergsalat auf seine Frische hin überprüft.

„Ach so“, sagte meine Urgroßmutter und ab da in der Folge immer wieder „so so“, oder „Donnerwetter“, auch wenn Frau Grünwalder schilderte, dass sie eben Königin Silvia beim Petritz begegnet sei, dem letzten Greißler in der Gegend. Die Königin Silvia habe es auch nicht einfach mit ihrem Carl Gustav, der nehme es mit der Treue sehr ernst, aber nicht mit der zu seiner Frau, das habe sie ihr beim Petritz erzählt. „Interessant“, sagte meine Urgroßmutter und streichelte Coco weiter. Das Hendl mit den blütenweißen Federn saß im Garten oft auf ihrem Schoß, beide brüteten in der Sonne vor sich hin und erfuhren im Lauf der Zeit vielerlei, nicht nur über Gracia Patricia und Königin Silvia, sondern auch über Prinzessin Soraya, Fürstin Gloria, Königin Sophie und den Schah von Persien. Bis auf Königin Elisabeth II., waren weitgehend alle recht häufig in Klagenfurt, wahlweise im Konsum oder beim Petritz.

Frau Grünwalder ist längst gestorben, als sie Gracia Patricia und Königin Silvia traf, war sie schon eine ältere Frau, allein mit ihren Gedanken, ihre Fantasien, ihren Spinnereien. Heute wäre Frau Grünwalder vermutlich übers Internet vernetzt mit der gesamten Welt, in die sie zeitlebens nur virtuell gereist ist, ihr Flugzeug waren die Buchstaben in den Illustrierten. Vielleicht wäre sie auch auf Telegramm, in einschlägigen Chatgruppen, sie könnte Anhängerin von Verschwörungstheorien sein, Impfgegnerin. Corona hätte sie ziemlich sicher durchgebeutelt, eventuell wäre sie im Konsum, der jetzt ein Interspar ist, auf Bill Gates getroffen, er wäre mit einer aufgezogenen Impfspritze vorm Kühlregal gestanden, um allen beim Einkaufen einen Chip zu implantieren.

Vielleicht wäre Frau Grünwalder alle paar Wochen in einem Bus von „Springerreisen“ nach Wien gefahren, einen rot-weiß-roten Schal um den Hals. Sie wäre dann mit ein paar tausend anderen Leuten über die Ringstraße gezogen, hätte dabei Prinz Harry oder Haakon von Norwegen getroffen. Damals, vor fünfzig Jahren, in meiner Jugend in Klagenfurt, im Haus meiner Urgroßmutter, da war Frau Grünwalder allein in ihrer kleinen Welt. Heute wäre sie einer jener Menschen, auf die Karl Nehammer nun zugehen will, um die Seele des Landes zu heilen.

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Die Trauma-Bewältigung begann am Dienstag dieser Woche. Nehammer hatte zum „Kanzlergespräch“ geladen, dem zweiten seiner Art. Die Runde war diesmal größer gefasst, 21 Journalistinnen und Journalisten saßen um 13 Uhr rund um den Tisch, an dem sich die Regierung sonst zum Ministerrat trifft, von „Ö1“ bis zur „Krone“, vom „Falter“ bis zum „Profil“, von der „Kleinen Zeitung“ bis zur „ZiB 1“ waren weitgehend alle größeren Medien des Landes vertreten. Das Treffen umwolkte nichts Geheimnisvolles, nichts Konspiratives, es bestand allein die Gefahr, dass das Gebotene nicht mit dem Erwarteten Schritt halten könnte. Ich nahm in der Mitte der ovalen Tafel Platz, es bot sich eine Chance, die man nur einmal im Leben erhält. Für 90 Minuten war ich Karl Nehammer. Der Valentinstag hielt einen seltsamen Strauß Blumen für mich bereit.

Der Kanzler kam 13 Minuten zu spät, sein Gesicht zeigte ein paar Züge kocherartiger Verärgerung, er sprach zunächst über dies und das, den vergangenen EU-Gipfel, Zäune, das Schengen-Veto, die Klimakleber, dazwischen verpasste er dem anwesenden „Falter“-Chefredakteur Florian Klenk ein Ohrenreiberl. Er nannte ihn einen „gnadenlosen Populisten“, der Agitation lebe und Aktionismus betreibe. Wenn er den „Falter“ lese, sagte Nehammer, dann wisse er „mit welchem Filter die Artikel geschrieben" wurden, aber wir sollten alle nicht so sensibel sein, ob er sich dabei mitdachte, blieb offen. Der Kanzler habe das lustig gemeint, schrieb Klenk im Nachgang, höflichkeitshalber habe er mitgelacht. Ich denke, er irrt.

Mittendrin in seinem Vortrag wechselte Nehammer plötzlich das Thema. Er kündigte eine Aufarbeitung der Coronazeit an, er werde damit am nächsten Tag an die Öffentlichkeit gehen. Das Vorhaben dominierte von da an das „Kanzlergespräch“, geplant war das anders. Nehammer hatte vor, die Idee am Ende anzureißen, so als eine Art Pfiat-di-God-Achterl, aber es platzte viel früher aus ihm heraus. Das Thema treibt ihn seit Wochen um. Am nächsten Tag präsentierte er tatsächlich seinen Plan zur Traumabewältigung, Carli“, die „Corona-Aufarbeitungs-Leistungs-Initiative“, so der von mir erdachte Titel dafür, kam auf die Welt. Er wolle „die Hand ausstrecken“, einen „Versöhnungsprozess einleiten“, die „Kronen Zeitung“ mutmaßte tags darauf auf der Titelseite, Nehammer sei eher daran gelegen, die Impfskeptiker für die ÖVP zurückzugewinnen. Carli“ stieß nicht überall sofort auf Verständnis.

Der Prozess „Schauma aufs Trauma“ wird tatsächlich breit angelegt. In den nächsten zwei Wochen wollen Bundeskanzleramt und Gesundheitsministerium den Rahmen dafür erarbeiten, die „Matrix“, wie das intern genannt wird. Ein externes Unternehmen, so viel ist fix, wird den gesamten Vorgang begleiten. Auch mit den anderen Parteien will man reden, bei der SPÖ scheint das erfolgsversprechend, die FPÖ singt eher die Hymne mit Tochterstrophe als mitzumachen. Bis Anfang März muss definiert sein, was untersucht wird, was nicht, man will keinen U-Ausschuss light und keine reine medizinische Abhandlung des Themas, kein Tribunal. „Carli“ soll eher einen Leitfaden für zukünftige Katastrophen liefern. Auch eine Bürgerbeteiligung steht im Raum, der „Klimarat“ könnte Vorbild sein. An der Namensgebung für die Teilnehmer sollte noch gearbeitet werden. „Coronarat“ wirkt als Jobtitel doch etwas kränklich.

Unmittelbar nach Ostern soll „Carli“ starten, die Rede ist vom 12. April. Bis dahin muss auch die Kommission für die Untersuchung stehen, sie soll von der Personenzahl her kleiner ausfallen als „Gecko“, die „Gesamtstaatliche Covid-Krisenkoordination“ hatte am Höhepunkt 25 Mitglieder. Gut möglich, dass es eine Hauptgruppe und mehrere Arbeitsgruppen gibt. Für den Vorsitz wird eine untadelige, parteifreie, juristische Person gesucht, am besten früher an einem Höchstgericht tätig, also jemand zwischen Clemens Jabloner und Brigitte Bierlein, vielleicht genau einer der beiden, geredet wurde noch mit niemandem.

„Hola!“…

…„Stillgestanden!“…

…„Do kehrst her“…

…Geht doch…

Am 10. März wird der Kanzler mehr über „Schauma aufs Trauma“ verraten. Da hält er ab 11 Uhr eine programmatische „Rede zur Zukunft der Nation“ sie ist übertitelt mit „Österreich 2030“. Sechs Jahre nach der Präsentation des „Plan A“ von Christian Kern in Wels, beschäftigt sich wieder ein Kanzler mit der Daseinsvorsorge. Die Einladungen dazu werden in den nächsten Tagen verschickt, sie sind in Rot und Grau gehalten, keine Spur mehr von Türkis. Die Veranstaltung trägt sich im Penthouse der Twin Towers am Wienerberg zu, im 35. Stock befindet sich das „ThirtyFive“, laut Eigenangabe die „höchstgelegene Eventlocation“ der Stadt.

In seinem „Zukunftsentwurf“ will Karl Nehammer „die Lehren aus den Krisen ziehen“, den „Menschen in Österreich eine Perspektive geben“ und „über den Tellerrand dieser Legislaturperiode schauen“. Es ist eine gefährliche Reise, auf die er sich mit „Carli“ begibt. Der Kanzler versucht einen Befreiungsschlag, er weiß, dass er ihn bitter nötig hat. In Umfragen liegt die ÖVP ermattet da, die Wiederbelebung des Gassenhauers Asyl ging schief, Nehammer sucht seine politische Identität, er will nicht mehr nur der Nachnachfolger von Kurz sein, der Platzhalter, sondern eigene Fußstapfen austreten. Den Bruch zur türkisen ÖVP hat er nicht gewagt, nun will er über „Carli“ mit der alten Zeit abschließen. „Das Land braucht es, die Leute wollen es“, so analysiert das Kanzlerumfeld den Aufbruch. Der Versuch ist ehrenvoll, wohl auch mutig, vielleicht auch unausweichlich. Nehammer geht All In. Das Risiko sei ihm bewusst.

Tatsächlich? Ich skizziere einmal:
- Die Untersuchung wird alte Wunden aufreißen, ob sie dadurch besser heilen, wird Dr. Zukunft zeigen.
- Die Empörung wird neu befeuert und am Köcheln gehalten.
- Nehammer zieht das Thema an sich, er wird nun zum Corona-Nehammer, der jeden Fehler, jeden Fehlgriff aus der Vergangenheit erklären muss, unabhängig davon, ob er ihn selbst gemacht hat, oder wer anderer.
- Die Untersuchung wird bis Herbst dauern, bestenfalls, die Ergebnisse sind das Begleitgeräusch im sich anbahnenden Vorwahlkampf.
- Egal wie die Resultate ausfallen, für die einen wird es eine Weißwaschung sein, für die anderen eine Abrechnung.
- Die FPÖ wird sich bestätigt sehen, es ist ein Thema mehr auf ihrer Agenda.
- Nehammer war Teil des Corona-Quartetts, er ist damit Gegenstand seiner eigenen Untersuchung.
- Ein großer Teil der Gegner von Corona-Maßnahmen wird nicht erreichbar sein. Sie werden jedes Ergebnis, egal wie es ausfällt, ablehnen.
- Die Untersuchung stößt Experten vor den Kopf, die ihre Expertise unter Zusicherung von Anonymität abgegeben haben.

Nehammer muss darauf hoffen, dass eine Lebensweisheit auf ihn keine Anwendung findet: Wer krieg die Tetschn? Immer der, der fragt.

Teilzeitarbeiter

Logen-Dogen

Während der Kanzler die alten Einschnitte in die Freiheit untersuchen lässt, wird die Freiheit anderswo neu beschnitten. Am Wochenende gab ÖVP-Medienministerin Susanne Raab bekannt, dass der ORF in Hinkunft über eine Haushaltsabgabe finanziert wird. Jeder im Land soll ORF-Gebühr zahlen müssen, unabhängig davon, ob er will oder nicht. Dafür soll die GIS billiger werden, von 15 Prozent ist die Rede. Der grüne Regierungspartner findet die Idee super, bisher fand man eher eine ORF-Finanzierung aus dem Staatsbudget super, da die ÖVP nun aber die Haushaltsabgabe super finde, finden die Grünen das auch super, zur Sicherheit erklärte man die fremde Idee zur eigenen Idee.

Ich bin mir nicht sicher, ob sich die Regierung darüber im Klaren ist, was Menschen über die Zwangsmaßnahme Haushaltsabgabe denken, aber ich lade sie gerne in den „Heute“-Newsroom ein, da langen die Reaktionen dazu ein und das ziemlich unverschlüsselt. Ich sage einmal so: Viele Freunde hat diese Idee nicht, nicht einmal unter jenen, die jetzt schon GIS berappen.

Ich bin für einen starken ORF, für ausführliche und objektive Nachrichten, üppige Korrespondenten-Netzwerke, Reportagen, Dokumentationen, Spezialsendungen, Magazine, Runde Tisch, auch für gute Unterhaltung, Serien, Filme, für den Einkauf von Sportrechten, Großereignisse sollten im freien Fernsehen zu verfolgen sein. Am Küniglberg soll dafür ausreichend Geld zur Verfügung stehen, wenn auch nicht uferlos. Aber: Wenn ich den ORF einmal nicht mehr sehen will, dann soll ich das auch tun können. In einem freien Land möchte ich selbst frei darüber entscheiden, was ich konsumiere und was nicht.

Nun betreibt der ORF nicht nur vier TV-Kanäle, sondern etwa auch zwölf Radioprogramme, eine Mediathek, einen opulenten Internet-Auftritt, Inhalte lassen sich per Streaming nutzen, da naschen viele mit, die keine Gebühren dafür zahlen, wäre da eine Haushaltsabgabe nicht gerecht? Möglicherweise, aber nicht zwingend nötig. Warum wird das Angebot nicht via Password geschützt, wer Gebühren zahlt, erhält ein Log-in, wer nicht, sieht Mattscheibe. Überall! Man traut den Leuten zu, dass sie sich bei Krone Plus anmelden, aber nicht beim ORF? Seltsam!

Wie üblich zünden wir die Kerze auf der falschen Seite an. Gefeilscht wird nun um Rabatte, wie am Wühltisch. Wäre es nicht vernünftiger, vorher zu definieren, was der ORF überhaupt sein und was er leisten soll? Wie viel TV-Programme, wie viel Internet-Angebot nötig ist? Welche Struktur das Unternehmen haben sollte? Ich höre immer, dass der ORF den Bürgern gehört, warum aber dürfen diese Bürger dann ihre Vertreter im ORF nicht wählen? Warum sitzen da „Freundeskreise“ als Vorfeldorganisationen von Parteien, lachen über ihre eigene Dreistigkeit und besetzen alle wesentlichen Positionen nach politischer Willkür? Ein ORF, der eine Haushaltabgabe zugesprochen bekommt, also eine Gebühr von uns allen, muss vorher von der Politik erlöst werden. Vielleicht wäre eine Volksabstimmung der richtige Weg dafür, oder ein ORF-Volksbegehren wie damals von Hugo Portisch. Oder warten jetzt wieder alle, bis sich die FPÖ das Thema unter den Nagel reißt, um sich am Ende zu fragen: Warum nur haben wir uns so hapertatschig angestellt?

Au, die Haaaaand

Ich wünsche einen wunderbaren Sonntag. Eigentlich wollte ich noch ein paar Zeilen über eine neue Wiener Männerfreundschaft schreiben, zwischen Bürgermeister Michael Ludwig und Alexander Wrabetz hat es gefunkt. Der frühere ORF-Generaldirektor spitzt angeblich darauf, den SPÖ-Vorsitz zu übernehmen. Dass Ludwig ihn nun als seinen Logengast auf den Opernball mitschleifte, zeugt von subtilem Humor und beweist Pamela Rendi-Wagner aufs Neue: Die beste Unterhaltung liefert ihr immer noch die eigene Partei.

Fotos:
Alexander Van der Bellen, Karl Nehammer: Picturedesk, Roland Schlager
Kanzlergespräch: Picturedesk, Andy Wenzel
Nehammer, Pedro Sànchez: „Heute“, Helmut Graf
Martin und Natalie Kocher: Picturedesk, Starpix
Irmtraud Rossgatterer, Michael Ludwig, Alexander Wrabetz, Leona König: Privat
Nehammer, Sanna Marin: BKA, Christopher Dunker

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Bisher erschienen:
Sehnen lügen nicht
Warum? Darum!
Ansichtssache
Kindergarten-Cop
Hannimoon
Das Jahr kann gehen
Der Kanzlermacher
Lauter Teufelszeug
Reine Kussmetik
À la Karl
Sobotka und der Goldflügel
Das Schweigen der Klemmer
Wüstenschliff
Die nackte Kanone
Dominik Team
"Oida, es reicht!"
Advent, Advent, kein Lichtlein brennt
New Hammer in New York
Reise ins Glück
Bis zum letzten Laugenstangerl
7 Tage, 7 Nächte
Schweigen wie ein Wasserfall
Deckeln und häkeln
Autokorrektur
Zwischen Tür und Mangel
Patient 37.396
Erwachet!
Der Mücktritt
Jenseits von Reden
Zum Tee bei Mückstein
Die Vier im Jeep
Anrufe aus dem Jenseits
Hallo Hase! Hallo Pfau!
Impfgicht
Das Jahr der Kehrseiten
Im Echsenreich
Haarige Angelegenheiten
Bussibär in der Karlsburg
Der neue Kurz
Nicht ins Dunkel
Operation Rindsbackerln

Nein danke!
Nur ned hudeln
Wo ist jetzt der Tunnel?
Wendepunkte
Schattenspiele
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Das virologische Duett
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Mein Urlaub mit Bill Gates
Volles Risiko voraus
Mücke, stich endlich
Unser Comeback-Turbo
Österreichs neuer Chefarzt
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Der Sturm vor der Ruh
Der Tanz auf dem Vulkan
Geheimakt Impfung
Blöd gelaufen
Im Plexiglashaus
Der Frauentag und ich
Auf Teufel komm raus
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Jenseits von Malle
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