Es fliegt, es fliegt

Jetzt ziehen wir Airbus endlich die Flügel lang. Und es wird Zeit für Blümel-Geblümel.

Eine kleine Denkaufgabe zum Start: Wie nennt man es, wenn ein Polit-Opa einem anderen Polit-Opa ausrichtet, dass er ein Polit-Opa ist? Österreich, nennt man das, aber das wussten sie sicher, schließlich leben sie mutmaßlich selbst in diesem Land des Ganzjahresfaschings. 

Heinz-Christian Strache ereiferte sich gestern auf Twitter über mehrere Medienberichte, die sich mit Peter Pilz befassen. Der frühere Nationalrat betreibt jetzt das Onlinemedium „ZackZack“, das sich höhnisch mit den Einkünften von Casinos-Chefin Bettina Glatz-Kremsner auseinandergesetzt hatte. Die Folge: Eine Klage über 900.000 Euro, nicht wenig Geld, vor allem für jemanden, der im Gemeindebau lebt, Pilz will es zum Teil über Spenden eintreiben. „Lustiger Polit-Opa“, nannte ihn Strache, der nicht in einem Gemeindebau lebt, deswegen und stellte ein Clown-Emoji daneben. Die drei Daltons von der DAÖ werden sich in der Prater Alm sicherlich abpecken darüber, der große Dalton, der mittlere Dalton und der kleine Dalton ganz besonders.

Ich liebe Kakteen

Aber es wird alles bald besser, denn jetzt holen wir uns die Eurofighter-Millionen zurück, Gernot Blümel wird sein Glück kaum fassen können. Vielleicht gönnt er sich zu Ostern ein neues Balance-Board, legt es im Garten unter einen Busch und freut sich dann über den unerwarteten Osterhasen. Beschenkt wurde er schon gestern, Österreichs Floristen schauten im Finanzministerium vorbei und überreichten ihm einen Strauß Blumen. Warum, muss erst aufgearbeitet werden, eventuell über eine parlamentarische Anfrage, vielleicht gibt es aber auch nur einen geheimen Brauch, dass man Finanzministern rund um den Valentinstag büschelweise Grünzeug vorbeibringt. Blümel jedenfalls schaut auf den Fotos der Geschenkannahme, wie soll ich sagen, gebenedeit drein, soweit man das beurteilen kann, denn eigentlich kenne ich nur einen Gesichtsausdruck an ihm, als Schauspieler wäre er lediglich für eine Rolle buchbar, fragen sie mich bitte nicht für welche.

Warum ich glaube, dass wir nun gute Chancen haben, von Eurofighter Millionen zurückzubekommen? Weil wir jetzt auf Klaudia Tanner setzen können. Wenn die neue Verteidigungsministerin mit Airbus so verhandelt, wie sie Ö1 und ZiB2 Interviews gegeben hat, dann werden die dort am Ende nicht mehr wissen, ob sie Flieger, Gummibärchen oder Schweinhälften verkaufen. Tanner scheint das zu wissen, denn gestern drohte sie: „Airbus wird mich noch kennenlernen“. Wie sehr die Manager des Flugzeugbauers schon zittern, kann man daraus ablesen, dass sie im Verteidigungsministerium bereits um einen Termin für ein Gespräch angesucht haben. Er wurde ihnen noch nicht gewährt. Die ersten Nadelstiche sind schon gesetzt.

"Airbus wird mich kennenlernen"

Was waren das früher für selige Zeiten, als es noch eine „message control“ gab, jetzt erleben wir „control“ ohne „message“. Klaudia Tanner saß also Mittwochabend im ZiB2-Studio und sagte zuallererst „Guten Abend, Grüß Gott“, eine noble Geste jetzt wo die Kreuze allesamt aus den Schulen, Gerichten und Spitälern fliegen. Nicht Gott aber saß ihr gegenüber, sondern Martin Thür (den naheliegenden, billigen Witz lasse ich jetzt aus). Der ZiB2-Moderator stellte artig Fragen, Tanner gab artig Antworten, aber beides wollte irgendwie nicht zueinander finden, schade so kurz vor dem Valentinstag. Er fragte, ob es ein Fehler gewesen sei, die Eurofighter zu kaufen. Sie antwortete, dass es die Aufgabe des Bundesheeres sei „die Heimat zu schützen“, am Boden und in der Luft. Gegen Ende meinte sie, „ich bitte um Verständnis, nicht mehr sagen zu dürfen“, das wusste wir da schon und zeigten natürlich Verständnis.

Ich denke, die bei der ZiB2 packen die Interviews einfach ganz falsch an. Die strebern sich den ganzen Tag mit Fakten voll, die keinen interessieren, am wenigsten die Studiogäste. Man muss das lockerer machen, also zum Beispiel einmal ein Interview eröffnen mit: „Wie geht‘s?“, oder pfiffiger mit: „Wie hammas?“ Wenn der Gast vom Land kommt oder das Landleben liebt, geht auch: „Olles guat beinand?“ Das schafft eine ganz andere Atmosphäre, Lockerheit, man redet sich einfach leichter. Lustvolle Ausrufe zwischendurch, wenn die Interviewten etwas sagen, dass auch nur im Entferntesten zur Frage passen könnte, wären auch nicht schlecht, also „geil“, oder „echt jetzt?“, oder „leiwand“. Der Gast freut sich, wenn er persönlich angesprochen wird, zum Beispiel mit: „Chice Schuhe“, oder: „Dieses Mauve steht ihnen besonders gut“, auch Frisuren sind ein Quell der Inspiration. „Haben Sie sich den kinnlangen Bob auch beim Friseur Trallala machen lassen?“ Die Antworten werden nur so herauspurzeln, so stocksteif kann keiner und keine sein.

Donald, duck Dich

Dem Eurofighter widmete sich gestern auch die SPÖ. Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil lud zur Pressekonferenz ins „Rote Foyer“ und nahm sich Parteichefin Pamela Rendi-Wagner als Verstärkung mit, ohne zu wissen, ob sie eine sein würde. Doskozil war da und gleich auch wieder weg. Ihm fiel nämlich ein Kugelschreiber zu Boden, er bückte sich, Rendi-Wagner bemerkte es nicht, wenn sie sich in der SPÖ halten will, muss sie aufmerksamer werden. Jedenfalls blickte sie nach links, was bei den Roten in letzter Zeit wieder ganz gern gesehen wird, schaute aber ins Leere, denn Doskozil suchte am Boden gerade seinen Kuli. Kurze Verwirrung, dann tauchte der Panda vom Neusiedler See auf, gerade dass sich die beiden nicht in die Arme fielen, weil man sich doch einige Zeit aus den Augen verloren hatte.

Zum Eurofighter hat Doskozil einiges zu sagen, er hatte ja Airbus wegen Betrugs angezeigt, nicht in Österreich wohlgemerkt, sondern in den USA. Er habe in den Jahren 2016 und 2017 „kein Vertrauen in das Justizministerium“ gehabt, erklärt er, die roten Netzwerke dürften doch nicht so engmaschig sein wie Sebastian Kurz vorgibt zu denken. In jedem anderen Land der westlichen Welt wären uns in den Minuten danach die „Eilt“-Meldungen nur so um die Ohren geflogen, es hätte den ganzen Tag lang hitzige Debatten gegeben und man hätte in der Geschwindigkeit gar nicht so viele runde Tische furnieren können, wie man gebraucht hätte, um die Vielzahl an Diskussionen über diesen Vorwurf abarbeiten zu können. 

Aber in Österreich? Ja mei, da unterstellt halt ein Spitzenpolitiker dem Justizministerium einer Regierung, der er selber angehörte, ein bisserl was zu unterdrücken, auf die lange Bank zu schieben, unter den Teppich zu kehren, oder ein Haucherl korrupt zu sein, aber was ist da schon groß dabei, es geht ja nur um 55 Millionen Euro, mein Gott? Wie in einer „Bananenrepublik“ sei das gewesen, sagt Doskozil und wieder ist es in hohem Maße unfair den Bananen gegenüber, in einem Atemzug mit dieser Republik genannt zu werden.

Schnee im Juli

Als Doskozil und Rendi-Wagner dem Eurofighter die Flügel stutzten, war Sebastian Kurz gerade auf Besuch bei „Heute“. Nicht um Schutz zu suchen, sondern vordergründig um ein Hintergrundgespräch mit uns zu führen. Natürlich werde ich darüber nichts verraten, sie müssen sich schon bis zum nächsten Mittwoch gedulden, da erscheint der nächste „Falter“, den einen Anruf schaffte ich gestern gerade noch. Kurz schüttelte viele Hände, man merkt er hat den „Aufbaukurs Pröll 1“ mit Bravour absolviert. 

Kurz nachdem er bei „Heute“ war, kam raus, dass ihn Donald Trump wieder im Weißen Haus sehen will, Anfang März soll es soweit sein. Ich glaube, Kurz wieder auch diesmal kein großes Tamtam um die Sache machen, Economy in die USA fliegen, oder ein Paddelboot nehmen, um Greta eine kleine Freude zu machen. Wenn er ins Weiße Haus geht, wird er sich schützend die Hände vors Gesicht halten, seinem Fotografen wird er Aufnahmen verbieten, mit Journalisten wird er dann aber im off-off reden, damit ja alles rauskommt.

Alexander Van der Bellen ist das alles wurscht. Er postete gestern ein Bild auf Instagram, dass ihn und First Lady „Juli“ beim Schneeschuhwandern zeigt, Doris Schmidauer ist auch dabei. Ich sag’s ja nur, der Hund ist nicht angeleint. Van der Bellen hat ein Glück, dass unsere Justiz sich nun bei den Eurofightern so reinhaut, sonst säße er vermutlich schon längst im Häfen, so schnell kann „Juli“ gar nicht schauen.

Haben Sie rechtlich gesehen ein wunderbares Wochenende.

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