In eigener Sache

Ein Tag, der alles auf den Kopf stellte. Sogar den Kopf.

Eigentlich sollte hier gar nichts stehen, keine Zeile. Für die Osterpause der „Kopfnüsse“ schien der Rasenteppich ausgelegt, so hatte ich es vergangene Woche angekündigt. Dann liefen mir ein paar Giraffen ins Bild. Die „Krone“ hatte ein Zootier aus Schönbrunn unter dem Namen „Giraffa camelopardalis“ als Kandidatin für den SPÖ-Vorsitz angemeldet, die Partei nahm es erfreut zur Kenntnis. Das stellte eine Verlockung für einen Text dar, aber es wurde nichts daraus, was schade ist, denn für die zwei Pustertaler Sprinzen, deren Patenschaft Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig übernommen hat, wäre ich gern aus mir herausgegangen. Aber am Donnerstag wurde der Rasenteppich eingerollt, die Osterpause geriet so kurz, dass sie erst gar nicht stattfand.

Ich hatte über Hausdurchsuchungen bisher nur gelesen, sie nicht live miterlebt, so war es diesmal irgendwie auch. Am Donnerstag, so um 8.30 Uhr früh, standen plötzlich an die 25 Personen vor der Tür des „Heute“-Verlagshauses in der Walfischgasse in der Wiener Innenstadt. Würde das nebenan liegende Moulin Rouge noch Varieté-Unterhaltung anbieten, man hätte die Gruppe für übernächtige Besucher halten können, die sich in Termin oder Ort geirrt haben. Dem war aber nicht so. Es handelte sich um Polizisten, zwei Staatsanwälte, Finanz- und EDV-Spezialisten, alle in Zivil. Sie hielten eine „Anordnung der Durchsuchung und der Sicherstellung“ in Händen, 104 Seiten lang, es ging um die Strafsache Heinz-Christian Strache, wer ihn noch kennt.

Die Angelegenheit mit den Moulin Rouge-Besuchern sprach sich schnell herum. Während also im Inneren des Gebäudes die Traube versuchte, den Empfang zu überwinden, fanden sich vor dem Haus die ersten Reportage-Teams ein. Ihr Tag verlief eher spröde, es gab wenig zu sehen und zu hören. Das schlanke Verlagsgebäude von „Heute“ besteht aus fünf Stockwerken und einem Dachgeschoss, die Redaktion befindet sich in der fünften Etage. Bis in den Abend hinein durchsuchten die Durchsucher Datenräume, Büros von Geschäftsführung und Herausgeberschaft, Sekretariate, Produktion. Die Redaktion bekam die Durchsucher nicht zu Gesicht und die Durchsucher nicht die Redaktion, obwohl im Stiegenhaus vor jeder Tür der unteren Etagen ein Beamter wartete, damit Akten keine Füße bekamen. Wir hatten erstmals so eine Art Schengen-Grenze im eigenen Haus.

Die Durchsuchungs-Gesellschaft nahm weniger mit als gedacht, keine Smartphones, keine Notebooks, ein paar Sticks, eine Festplatte, ein paar Kalender und Unterlagen. Die meiste Zeit ging auf, um Daten abzusaugen, Mails, Dokumente, Belege. Alles wurde versiegelt, bis entschieden ist, was davon relevant sein könnte, was verwendet werden kann, ohne außerhalb des Untersuchungsgegenstandes zu liegen. Bis dahin darf niemand auswerten, was gesammelt wurde. Das kann Monate dauern, vielleicht über ein Jahr.

Am nächsten Tag sollte eine Rolle spielen, dass „Heute“ in der Printausgabe keine Zeile über die Hausdurchsuchung stehen hatte. Ich staune immer noch über die wilden Anwürfe, sie waren nicht von großer Tiefenschärfe getragen. 25 Ermittler im Haus, alle handelnden Personen gebunden, eine Redaktion, die am Laufen zu halten ist, die Vorwürfe nur in Bruchstücken zusammensetzbar, klar lässt sich nebenher daraus eine Geschichte stricken, sie wäre halt so windschief geraten, wie vieles was ich seither zum Fall las oder im Fernsehen sah. Menschen, die sonst Alarmismus geißeln, zu Entschleunigung raten, zu Reflexion, forderten nun in Vehemenz Unmittelbarkeit ein. So als würde die Geschichte über die Hausdurchsuchung weglaufen, aus der Stadt hinaus und aus dem Land, noch ehe man ihr Fußfesseln hätte anlegen können.

Viele waren mit den Urteilen schnell bei der Hand, das hat den Urteilen nicht immer gutgetan. Die Berichterstattung war von einer seltsamen Atemlosigkeit geprägt, die Rechercheure tranken Wasser meist nur aus einer einzigen Quelle. Das nährte meine Vermutung, dass Österreich in bestimmten Anlassfällen ausschließlich von Boulevardmedien bewohnt wird, einige Vertreter tragen dann Holzhackerhemden, andere edle Capes, nackt sind sie alle gleich. Für die Boulevardstücke der Boulevardmedien, auch für solche, die sich nicht diesem Genre zuordnen, war alles angerichtet, ein Millionärspaar kam vor, Manager, Medienhäuser, Politiker, Polizisten, Staatsanwälte, es roch nach Macht und Einfluss und Skandal.

Ich habe mich den 104 Seiten genähert wie als Kind früher den versteckten Ostergeschenken. Sie übten in der Entdeckung eine magische Anziehungskraft aus, gleichzeitig trugen sie die Gefahr der Enttäuschung in sich. Ich habe die Anordnung zunächst überflogen, sie dann in Happen gelesen, um mich schrittweise daran zu gewöhnen, inzwischen bin ich das Schriftstück mehrfach von vorne bis hinten durchgegangen. Es wird darin, ohne Zweifel, ein übles Sittenbild gemalt, die Farben könnten greller nicht sein. Einiges hat mich auch verstört, gebe ich unumwunden zu. Das Gemälde wird nicht mehr weggehen aus unserem Haus, ich bin kein Träumer. Es wird blasser werden, aber abhängen wird es in diesem Leben keiner mehr. Um angeschüttet zu werden, sind nicht immer Klimaschützer nötig, manchmal erledigt man die Arbeit selbst.

Ich wusste nichts von der Vereinbarung, von den Gesprächen in den Hinterzimmern, um die es geht, ihre Ergebnisse, vermeintlich oder tatsächlich, wurden auch zu keiner Zeit an mich herangetragen. Das ist keine billige Ausrede, gleichzeitig schwer zu belegen. Beweisen Sie einmal, dass etwas eben genau nicht passiert ist, ich versuche es trotzdem, wenn Sie erlauben.

„Wir können auch anders“, soll „Heute“-Herausgeberin Eva Dichand gedroht haben, um an Inserate zu kommen. Ob der Satz wirklich gefallen ist oder dem Gedankengut eines Wichtigtuers entsprang, weiß ich nicht, aber wir konnten nachweislich anders. In den gesamten 104 Seiten findet sich der Vorwurf „wohlwollende Berichterstattung“ zuhauf, direkt oder mit allerlei Begrifflichkeiten umschrieben. Ein Beleg dafür scheint nicht auf, keine Mail, kein Chat, keine WhatsApp mit dem Auftrag, jemanden den Goder zu kraulen oder gegen das Schienbein zu treten. Das ist die Regenbogenfarbe am Unwetterbild. Die Mauer zwischen Redaktion und Management hat offenbar gehalten und sie tut es bis heute.

Das hat auch mit der Gewaltenteilung bei „Heute“ zu tun, die existiert im Unterschied zum Mitbewerber. Es gibt eine Geschäftsführung, die sich um das Wirtschaftliche kümmert, auch um Inserate, eine Herausgeberschaft als Außenministerium und eine Chefredaktion, die alles Redaktionelle erledigt. Die Vorstellung, dass Eva Dichand mir anschafft, welchen Politiker ich wie zu behandeln habe, ist lebensfremd. Sie hat noch nie ein Cover vor Drucklegung gesehen, sie hat noch nie einen Zeitungsartikel vor Erscheinen gelesen, ich kann mich nicht einmal erinnern, jemals vorab mit ihr über einen Artikel gesprochen zu haben. Zwischen uns gibt es oft wochenlang, manchmal sogar über mehrere Monate, keinerlei Kontakt, weder in Angesicht zu Angesicht noch auf elektronischem Weg, nicht weil wir uns gefetzt haben, sondern weil es nichts zu bereden gibt, für mich ist das völlig normal. Ich muss beim Zeitungsmachen nicht besachwaltet werden und ich würde das auch nicht zulassen.

Wenn das nicht so wäre, dann hätte sich „Heute“ in den letzten Jahren anders gelesen. Dann hätten wir erst Faymann, dann Kurz, schließlich Nehammer rauf- oder runtergeschrieben, je nach politischer Wetterlage und nach dem Buchungsstand an Inseraten, natürlich gibt es das in der Branche. Wenn ich mich an Einschaltungen orientieren würde, dann müsste ich Leonore Gewessler in manchen Quartalen in die Grube schlagzeilen, weil sie nicht bucht. Dann hätte ich Birgit Hebein wegen des Gürtel-Pools am Haken gehabt, die knausrige Expertenregierung sowieso, all das ist nicht passiert. Für uns war Christian Kern keine Prinzessin, obwohl er dem Haus selbst als Kanzler in freundlicher Skepsis gegenüberstand, auch in finanzieller Hinsicht.

In der Anordnung für die Hausdurchsuchung wird lange und breit über den „Familienbonus Plus“ berichtet. Es habe darüber einen Abtausch gegeben, Inserate gegen gefügige Berichterstattung, so lautet der Vorwurf. Ich habe mir das noch einmal angeschaut. Der „Familienbonus Plus“ wurde im Mai 2018 paktiert, im Juni diskutiert, im Juli im Nationalrat beschlossen, mit 1. Jänner 2019 eingeführt. Wir hatten in den betreffenden vier Monaten kein einziges Cover zum Thema, keine Jubelorgien, keinen Kurz, der kleine Kinder streichelt. Es gab in der Politik einen einzigen Seitenaufmacher dazu (13. Juni), er war nicht mit Kurz illustriert, sondern mit Hartwig Löger und Juliane Bogner-Strauß. Es erschienen im betreffenden Zeitraum lediglich drei weitere knappe Meldungen (26. Juni, 3 Juli, 5. Juli), auch da lachte der damalige Kanzler nicht aus der Zeitung. Ich kann darin die angebliche „wohlwollende Berichterstattung“ in keiner Fuge oder Ritze erkennen. Was immer an Inseraten versprochen oder vereinbart gewesen sein soll, es hat im redaktionellen Raum keinen Niederschlag gefunden und so war es auch bei allen anderen Themengebieten, die ich mir angeschaut habe. Das ist das Gute im Schlechten.

Es geht im Kern der Durchsuchungs-Anordnung um drei Vorhaltungen, sie betreffen einen größeren Personenkreis aus der Blase der ersten Kanzlerschaft von Sebastian Kurz, einige Mitarbeiter aus dem Finanzministerium gehören dazu, von „Heute“ Herausgeberin Eva Dichand und Geschäftsführer Wolfgang Jansky. Die Vorwürfe kreisen vereinfacht um diese Themengebiete:
- Eine überschießende Gewährung von Inseraten, entkoppelt von der Notwendigkeit.
- Die Herbeiführung von Änderungen im Privatstiftungsrecht im Sinne einer Gruppe Vermögender, zu denen auch die „Heute“-Herausgeberin gehört.
- Mit alledem verknüpfte Versprechungen einer „wohlwollenden Berichterstattung“, die vor allem den Aufstieg von Sebastian Kurz begleiten und sein Weiterkommen fördern sollte. Gewünschte Themen sollten aufgegriffen, andere bleiben gelassen werden, Kritik an der Amtsführung sollte nach Tunlichkeit hintangestellt werden.

Ich erlaube mir, den Komplex Stiftungen auszuklammern, ich verstehe einfach zu wenig davon, privat reicht mein Vermögen für Stifte, nicht für Stiftungen. Eingeweihte, die dem Haus in einer soliden Abneigung verbunden sind, sagen mir aber, dass ihnen die Forderungen des Personenkreises, dem auch Eva Dichand angehört, durchaus vernünftig erschienen sind. Ich kann das nicht beurteilen, es sei wie es sei.

Österreich und Inserate, das ist eine Parallelwelt. Die Diskussion darüber ist immerwährender als die Neutralität, sie überdauert Regierungen, die Farbgebung der beteiligten Parteien spielt dabei keine Rolle. Die mediale Daseinsvorsorge wird von allen Seiten kritisiert, reformiert wurde sie bisher nie. In dieser Parallelwelt leben viele Heuchler, die sich mit öffentlichem Geld die Hosentaschen vollstopfen, um zeitgleich die Verschwendung andernorts brandzumarken. Ich habe über das gute Geld, das man selbst hat, und das schlechte Geld, das andere (noch?) besitzen, schon ein paar Worte verloren, es ist argumentativ ein Anrennen gegen Windmühlen. Ich habe volles Verständnis dafür, dass Außenstehenden die Summe, die für Inserate ausgegeben wird, obszön hoch erscheint. Aber es handelt sich um ein gesamtheitliches Problem, das nicht lösbar ist, wenn jeder sich selbst als Opfer inszeniert und die anderen ruchlos nennt. So war es auch diesmal.

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Die „Kirchenzeitung der Diözese Linz“ erscheint 52 Mal im Jahr, sie hat eine Druckauflage von 27.699 Stück und kann für 67,50 Euro abonniert werden. 2017 schaltete das Finanzministerium in der „KiZ“ Inserate im Volumen von 12.077,72 Euro. Im Jahr darauf verdreifachte sich der Betrag beinahe. So ging es ganz vielen österreichischen Medien. Das „Profil“ bekam 2017 plötzlich 7 Mal so viel Inseratengeld wie im Jahr davor und im Jahr darauf stieg der Betrag noch einmal um das Doppelte. Die „Kleine Zeitung“ vervierfachte sich von 2017 auf 2018, die „Vorarlberger Nachrichten“ erhielten 2016 rund 37.545 Euro, ein Jahr später 101.552 Euro, um sich 2018 dann auf 304.788 zu verdreifachen. Das alles passierte still und leise. Es war gutes Geld.

Auch „Heute“ legte kräftig zu, da gibt es nichts zu verheimlichen und hübsch zu frisieren. Von 2016 auf 2017 vervierfachten sich die Inseratengelder der Printausgabe, im nächsten Jahr kamen noch einmal 220.000 Euro obendrauf. Das lag im Rahmen der meisten anderen, die Beträge kratzten erwartbar am oberen Rand, es handelte sich schließlich um die zweitgrößte Tageszeitung des Landes, aber es war viel Geld. Als Gesamtbild gesehen fand in dieser Zeit eine Art Parallelverschiebung statt, die das Finanzministerium begonnen hatte. Es begann Geld in die Landschaft zu blasen. Die Ausgaben für Inserate stiegen von 1,8 Millionen Euro (2016) auf 3,6 Millionen Euro (2017) auf 8,7 Millionen Euro (2018) und die Branche wuchs mit. Jeder nahm das Geld, keiner schickte es zurück, zumindest ist mir das nicht zu Ohren gekommen.

Es ist recht simpel, was sich bei dieser Parallelverschiebung zugetragen hat, die „Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft“ skizziert es in der Durchsuchungs-Anordnung, wenn auch in anderen Worten als ich. Nachdem Sebastian Kurz für sich erkannt hatte, dass er als Kanzler ein toller Hecht wäre und Reinhold Mitterlehner eher ein Wappler, wollte er diese, seine Festlegung durch sogenannte Umfragen untermauert wissen. Für diese „Umfragen“, die ihn als einzig möglichen Kanzler darstellen sollten, wurde ein willfähriges Medienorgan gesucht und gefunden, das „Österreich-Beinschabtool“ war geboren. Finanziert sollte das alles über Inserate werden, der Komplex „Österreich/oe24“ bekam also vom Finanzministerium scheibtruhenweise Geld vor die Tür gekippt. Das fiel anderen Verlegern nach einige Zeit auf und sie begannen dagegen Sturm zu laufen. Dichand war unter den Beschwerdeführern, sie gehörte sicher zu den lautesten. In der Folge schossen die Inseratengelder für alle in die Höhe. Das Finanzministerium hat in den vergangenen acht Jahren in 181 verschiedenen Medien geworben, 2018 um fast 40.000 Euro sogar in „Newsweek International“, warum auch immer.

Das muss man wissen, wenn man sich die Berichterstattung der vergangenen Tage vor Augen führt. Von der „ZiB 1“ über die Tageszeitungen bis zu den Onlinemedien lieferten die meisten dem Publikum ein grob verzerrtes Abbild der Realität frei Haus. Die drei Boulevardmedien „Kronen Zeitung“, „Heute“ und „Österreich“ wurden aus dem Gesamtverband herausgegriffen, die Inseratenentwicklung des Trios präsentiert als gäbe es kein Umfeld. Keine Verfünffachung der Gesamtausgaben des Finanzministeriums, keine Versiebenfachung bei einzelnen Medien. Die Balken schossen nur für den Boulevard in die Höhe, die Kassabücher der anderen blieben geschlossen. Das ist peinlich für eine Branche, die sich eigentlich der Aufklärung und nicht der Vertuschung verschrieben hat.

Ich bin auch auf die Argumentation der „Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft“ recht neugierig. Ihre Indizienkette baut auf einer exorbitanten Steigerung der Inseratengelder in „Heute“ auf, das sei eine Folge des Abtausches gegen „wohlwollende Berichterstattung“. Wie jetzt? Was bedeutet es, wenn es diese „exorbitanten Steigerungen“ nicht nur im Boulevard, sondern über alle Medien hinweg gegeben hat? Man sollte nicht blauäugig oder gar einäugig sein. Es gibt Brachial-Verleger, die sich und ihre Produkte dem Qualität-Segment zurechnen, gegen die sind Fellner und Dichand in der Anzeigen-Akquise Osterlämmer. Die entwickeln einen Druck gegenüber einer Regierung im ständigen Inseratennotstand, da würde nicht wenige Erpressung dazu sagen. Gibt es da jetzt auch Hausdurchsuchungen?

Ist alles gut bei „Heute“? Mitnichten! Es hat uns hart getroffen und natürlich sind wir nicht frei von Schuld. Wir waren mittendrin und nicht nur dabei. Dieser elendslange Text dient nicht dazu etwas wegzuschieben, es ist eher der erste Versuch einer Aufarbeitung, auch einer persönlichen. Ich bin mit der Arbeit daran bei weitem noch nicht, wo ich sein will und das gilt wohl für viele im Haus. Was ist sicher weiß: Ich will in all der Selbstreflexion nicht bei den Besserwissern sein, bei den Zerstörern, den Mieselsüchtigen, denen man es ohnehin nie recht machen kann, wenn dann möchte ich schon auf mir selbst herumtrampeln.

Wir werden unseren Weg heraus aus dem tiefen Tal erst finden müssen. Jede Krise ist auch eine Chance, heißt es, aber das ist natürlich Blödsinn, denn jede Krise ist zunächst einmal scheiße, wenn Sie mir gestatten, das unumwunden zu sagen. Wenn die Wunden einmal geleckt sind, dann bricht vielleicht eine Zeit der Eigenverantwortung an. Das wird für uns heißen, nicht zu warten bis eine Lösung kommt, selbst eine erschaffen. Sie kann nur über Transparenz gelingen, diese muss alle Ebenen erfassen, im Haus wie außerhalb, dem Sittenbild muss eine neue Sittlichkeit aufgemalt werden.

Ich komme in der gesamten Durchsuchungs-Anordnung nicht namentlich vor, nicht als Beschuldigter, nicht als Verdächtiger, nicht als Zeuge, nicht als Empfänger von Nachrichten, welcher Art auch immer. Auch nicht jemand anderer aus der Redaktion. Ich sage das nicht, um mich schönzureden oder weißzuwaschen, sondern um Schaden abzuhalten von Menschen, die seit vielen Jahren einen guten Job machen und eben genau darauf achten, dass alle gleich kritisch, aber auch gleich fair, behandelt werden. Ich muss heute fast darüber lachen, wenn ich daran denke, wie wir etwa den Interview-Platz vor Wahlen verteilen, ungeachtet, welche Partei wie viel schaltet, wie mit dem Zentimetermaß. Niemand soll uns den Vorwurf der Bevorzugung oder der Benachteiligung machen, unter Generalverdacht stehen wir ohnehin.

Es ist nicht trivial, ordentlichen Boulevard zu machen, es ist eine ständige Verführung zu stark zu vereinfachen, den Emotionen freien Lauf zu lassen. Ich glaube, wir bringen das ganz gut hin, aber an Tagen wie diese stelle ich mir schon die Sinnfrage. Wozu das alles, wofür das Bemühen? Es macht keinen Unterschied, am Ende landest du sowieso am selben Ponyhof. Ich denke mir, vielleicht wäre es besser gewesen, den Gaul die ganzen Jahre über einfach geradeaus galoppieren zu lassen, statt ihn mühsam durch den Parcours zu manövrieren.

Ich wünsche ein wunderbares Osterfest, für mich hoffe ich, dass nicht noch weitere Eier im Nest liegen. Es ist eine lehrreiche Zeit, eine Milieustudie mit mir selbst im Mittelkreis. In solchen Phasen lernst du viel über andere Menschen, du erlebst Charakter-Abstürze, oft an unvermuteten Orten und von Menschen, bei denen du es nicht erwartet hättest. Es ist die Epoche, in der Rechnungen beglichen werden, ohne dass du von einer offenen Schuld wusstest. Personen, die sich vor Kurzem noch bei dir beworben haben, verfassen nun Pamphlete über das Produkt, bei dem sie arbeiten wollten. Egal, mein persönliches Umfeld hält, der Rest ist sowieso ein Narrenhaus. Besser als umgekehrt.

Fotos:
Redaktion: „Heute“, Sabine Hertel
Alle anderen Bilder: iStock

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