Obelnepp und Stadlerix

Die FPÖ macht Fasching, die Tochter von Ilse Renate Krause walzt am Opernball. Viel Trallala heute.

Noch sechsmal schlafen, dann ist die närrische Zeit zumindest offiziell vorbei und wir dürfen uns über gewohnt gehaltvolle Aschermittwochreden freuen. Heinz-Christian Strache gastiert diesmal in der Prater Alm. Wer 20 Euro zahlt, bekommt seine Rede serviert, dazu einen Heringsschmaus oder Kasnockerln, zwei Freigetränke gibt es gratis obendrauf. Oder es ist genau umgekehrt, es gibt Essen und Trinken für 20 Euro und das Gerede wird kostenlos beigestellt.

Vorab jedenfalls war Strache beim Villacher Fasching, wohl um zu üben, und es war zumindest für ihn sehr bewegend, wie wir nun dank der „Seitenblicke“ wissen. Der frühere FPÖ-Chef sprach zunächst ein paar Allgemeinplätze gelassen aus, etwa „wer den Schaden hat, braucht nicht für den Spott zu sorgen,“ oder „ich habe mir gedacht, hinein in die Höhle des Löwen.“

Der Aufenthalt in dieser Höhle oder Hölle des Lebens dürfte dann schlimmer gewesen sein als befürchtet, denn Strache bekannte: „Teilweise hatte ich schon Tränen in den Augen.“ Ob aus Freude oder aus Trauer, wollte die Reporterin wissen, und bewies damit erneut, dass die hungrigsten Investigativ-Journalisten halt doch im Süden daheim sind. Strache setzte seinen Dackelblick auf, zog die Stirn kraus und antwortete: „Sowohl als auch, würde ich sagen“. Ich werde mir das am Faschingsdienstag genau anschauen, an welchen Stellen er Tränen der Freude vergießt und an welchen er Rotz und Wasser plärrt, um eine mitfühlende Schulter angeboten zu bekommen, eventuell jene von "DAÖ"- Kursleiter Karl Baron. Philippa dürfte ihn ja in dieser dunklen Stunde alleingelassen haben.

Es geht eine Träne auf Reisen

Eventuell fand Strache auch Trost in Norbert Hofer, der ebenfalls in Villach dabei war, vielleicht wollte er einmal schauen, was so auf der anderen Seite des Zaunes ist. „Man darf in der Politik das Leben nicht ganz so ernst nehmen,“ sagte der aktuelle FPÖ-Chef ins ORF-Mikro und setzte dieses typische, verschmitzte Hofer-Lächeln nach. Mich stellte der Satz vor neue Rätsel. Soll man jetzt in der Politik das Leben nicht ganz so ernst nehmen? Oder soll man im Leben die Politik nicht ganz so ernst nehme? Seit Strache in Ibiza bei einer Oligarchentochter die Zehennagelprobe nicht ordentlich gemacht hat, sehen wir das ja alles etwas verschwommen.

Für mich ist Fasching was für andere die Pollensaison ist, eine fortgesetzte Plagerei, mir kommen bei all den bemühten Witzen die Tränen, zum Unterschied von Strache kann ich sie zuordnen. Traumatisch erinnere ich mich an die TV-Übertragungen des Mainzer Karnevals in meiner Jugend, in die ich hineintappte, weil es an den Fernseh-Empfangsgeräten damals wenig mehr einzustellen gab als FS1 und FS2. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich Ihnen als Gallier in der Kärntner Straße entgegenkomme, ist also denkbar gering, um so etwas Außergewöhnliches sehen zu können, müssen Sie sich schon nach Simmering bemühen. Dort verkleidete sich der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp jetzt als Asterix und Bezirksvorsteher Johann Stadler als Obelix, andersrum wären beide einer argen Fehleinschätzung ihrer Körpermaße unterlegen und was Fehleinschätzung betrifft hat die FPÖ das Fass schon ziemlich ausgeschöpft.

Ein Schloss (nicht am Wörthersee)

Am Samstag wird das Duo beim Großen Wiener Faschingsumzug entlang der Simmeringer Hauptstraße zum Enkplatz marschieren, nur falls sie noch nichts vorhaben. „Mit dabei ist auch der Druide Miraculix mit einem Zaubertrank sowie Gemeinde- und Bezirkspolitiker verkleidet als Gallier“, versprach die FPÖ, der sozialen Heimatpartei war das sogar eine eigene Presseaussendung wert.

Nur damit Sie nicht glauben, Obelnepp und Stadlerix machen das alles nur aus Jux und Tollerei, es steckt auch eine politische Botschaft dahinter. „Simmering ist ein uneinnehmbares Dorf für die Roten,“ kündigen sie Michael Ludwig eine historische Abwehrschlacht für die Wahl im Herbst an. Jetzt wird der Wiener Bürgermeister zeigen müssen, ob er tatsächlich so "entschlossen" ist, wie er es "entschlossen" bei seiner Rede am Mittwoch "entschlossen" gesagt hatte. Die Simmeringer Rebellen hatte er bei der Nichtankündigung des Nichtstartes des Nichtwahlkampfes jedenfalls mit keiner Silbe erwähnt.

Ich bekenne, dass ich auch aus Kärnten weggezogen bin, weil ich dem „Lei Lei“, „Wai Wai“, „Bla Bla“, „Gluck Gluck olé“, „Namla Woll Woll“ oder „Blatsch Blatsch“ entkommen wollte. Wenn sie jetzt glauben, ich erfinde diese Faschingsrufe, dann irren sie, das mag zwar menschlich sein, aber dann ist man ihnen in Kärnten im Febraur auch noch nie tierisch auf die Nerven gegangen. Um ehrlich zu sein: Wirklich nach Wien zog mich natürlich die Aussicht auf gute Hintergrundgespräche dort. Ich wurde nicht enttäuscht.

Zu einem Hintergrundgespräch bin ich nun erneut geladen, es kann aber auch ein Vordergrundgespräch sein, jedenfalls bekam ich schon wieder Post. Diesmal nicht von der Justizministerin und die Anrede lautete auch nicht „Lieber Christian“, die ÖVP weiß wenigstens noch, was sich gehört. „Sehr geehrter Herr Dr. Nusser“, stand auf dem Mail, das mir Bettina Rausch, Präsidentin der Politischen Akademie, und Axel Melchior, General der neuen Volkspartei, zustellten. Ich werde zu „Kamingesprächen“ gebeten, die in der „Alois Mock Aula im Springer Schlössl“ stattfinden und zwar – die Absender können mit ihrer Überraschung nicht hinter dem Küniglberg halten – „tatsächlich vorm Kamin“.

"Sprechautomat"

Der Grund für die Einladung wird gleich am Anfang verraten. „Kurz nach Jahresbeginn“ habe „das türkise Regierungsteam von Sebastian Kurz die Arbeit aufgenommen“. Wollen die damit etwa wirklich sagen, dass das grüne Regierungsteam von Werner Kogler im Gegensatz dazu „kurz nach Jahresanfang“ noch nicht hackelt, sondern auf der faulen Haut herumliegt und nur die Minister des türkisen Regierungsteams schuften wie die Bärinnen und Bären?

Bei den insgesamt elf Kamingesprächen ergäbe sich für mich die Gelegenheit, die „Regierungsmitglieder näher kennenzulernen“, also ich meine, ich bin mit denen im Bus nach Krems gefahren und habe am Abend gemeinsam mit ihnen Suppe, Fisch und irgendwas, das in der Karte als Nachtisch aufgeführt wurde, gegessen, war das nicht nah genug?

Lange Zeit zum Überlegen, ob ich die einmalige Chance ergreifen sollte, die „Regierungsmitglieder näher kennenzulernen“, wird mir nicht eingeräumt. „Die Plätze für die Kamingespräche sind beschränkt“, steht da. Das erscheint mir nachvollziehbar, wer könnte sich Fesselnderes vorstellen als mit Magnus Brunner oder Christine Aschbacher vor dem offenen Kamin zu sitzen, den Holzscheiten beim Verbrennen zuzusehen und dabei über die Präambel des Regierungsprogrammes zu philosophieren? „Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge des Einlangens berücksichtigt“, wird mir beschieden. Ich denke so etwa in der Art sind auch die Wahllisten der ÖVP entstanden.

Im Springer Schlössl wurden schon zahlreiche ÖVP-Karrieren begonnen und zu Grabe getragen, auch das legendäre Hintergrundgespräch, dem durch den „Falter“ Flügel wuchsen, fand hier statt. Die SPÖ beendet politische Laufbahnen neuerdings ja eher über Mitgliederbefragungen, zumindest sieht Caspar Einem (71) die Zeit dafür gekommen.

Der ehemalige Innenminister (1995 bis 1997) und Verkehrsminister (1997 bis 2000) lässt in einem Interview mit der „Tiroler Tageszeitung“ kein gutes Haar an der aktuellen Parteivorsitzenden und sieht ihre Ablöse als unausweichlich an. „Die bisherige Performance von Pamela Rendi-Wagner“ rechtfertige kein Ja bei der Mitgliederbefragung, sagt er. „Zu sehr hat sie sich zum Sprechautomaten einer Funktionärsclique machen lassen und darauf verzichtet sich selbst authentisch zu präsentieren“. Ihr Politikverständnis bezeichnet er als „doch recht simpel“, die geplante Befragung als „unverantwortlich“. Ich glaube die zwei sollten sich zu einem Kamingespräch zusammensetzen, zur Not könnte Rendi-Wagner ja einen "Sprechautomaten" vorbeischicken, Caspar Einem und die "Funktionärsclique" würden es vielleicht gar nicht merken.

Muti mit Vati

Selbst wenn sie sich vielleicht bisher nicht gefragt haben, warum Ornella Muti so gut Deutsch spricht, gebe ich Ihnen trotzdem hier die Antwort, ich übe mich also ein bisschen in Michael Ludwig. Nun, weil ihre Mutter eine Deutsch-Baltin ist und Ilse Renate Krause heißt, wenn dieser Name nicht rechtfertig, dass man Deutsch kann, welcher dann denn bitte? Ilse Renate Krause, das klingt nach Kaffeefahrt, Handtuch am Hotelpool, Innenkabine Oberdeck am Kreuzfahrtschiff, nach Bockwurst und Pommes rot-weiß. Ornela Muti besuchte zudem eine deutschsprachige Schule in Rom, ihr Papa ist ein Zeitungskorrespondent aus Neapel.

Muti (zweimal verheiratet, drei Kinder) ist übrigens offenbar eine ziemlich coole Socke, Richard Lugner kann sein Glück kaum fassen, schön dass ihm Lindsey Vonn davoncarvte. Bei der Autogrammstunde überraschte Muti mit einer Flower-Power-Sonnenbrille um 1.100 Euro. Möge ihr Auftritt heute auf dem Opernball ebenso unbezahlbar sein.

Falls sie dabei sind oder im Fernsehen zuschauen, wünsche ich einen wunderbaren Abend. Falls nicht, erst recht.

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Fotos:
Asterix und Obelix: FPÖ Wien
Heinz-Christian Strache: Daniel Raunig
Springerschlössl: APA, Andreas Pessenlehner
Caspar Einem: APA, Roland Schlager
Richard Lugner: Andreas Tischler

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