Wollt ihr uns pflanzen?
Jetzt muss aber einmal Osterruhe sein. Vorher aber gab es gestern noch viel Lärm um nichts. Und ein 0:4.

Der prachtvolle Mittwoch lud gestern zu vielerlei ein, nicht aber zum Schifahren. Es traf sich gut, dass Wintersport in Wiener Parks ohnehin verboten ist, man erkennt darin den Weitblick der unmittelbaren Bundesverwaltung. Paragraph 5, Absatz 1 der „Parkordnung zum Schutz des historischen Volksgartens“, die beim Eingang angeschlagen ist, regelt nämlich, dass „Radfahren, Rodeln, Schifahren“ ebendort untersagt ist. Wenn es also am Wochenende wieder kälter wird, müssen Sie sich eine andere Örtlichkeit suchen, um die Schranzhocke zu üben oder irgendetwas zu machen, wofür Marcel Hirscher berühmt ist.
Die österreichischen Bundesgärten haben im letzten Jahr den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr gesehen. Als die Pandemie ausbrach, wollte die zuständige Ministerin Elisabeth Köstinger die Pflanzenwelt in den Parks vor einer Corona-Ansteckung schützen – eine Pflanzemie hätten wir nicht auch noch gebraucht – und ließ die einschlägigen Etablissements zusperren. Nicht jedem gefiel das, Köstinger wurde für ihre Fürsorglichkeit sogar recht arg gescholten. Glücklicherweise kam ihr dieses Jahr die Idee mit dem Grünen Pass, der so ein Erfolg wird, dass der Ministerin die Herzen im Sommer nur so zufliegen werden.
Österreich mag ein Land der Zauderer und Zögerer sein, aber auf die Entschlusskraft der Bürokratie ist immer Verlass. Ich habe das gestern wieder hautnah miterleben dürfen und es waren solch beglückende Momente, dass mir fast Tränen eingeschossen sind. Mittendrin in der Pandemie erweist sich die Verwaltung des Landes als Fels, da kann noch so viel zugesperrt werden, sie hat immer ihre Augen offen.
Im Volksgarten befinden sich auch ein paar sehr schöne Wiesen und weil das Wetter so wunderbar war und lau, setzten oder legten sich ein paar Besucher ins Gras. Einige hatten kleine Sessel mitgebracht, andere Decken. Es war eine friedliche Stimmung, Woodstock ohne Langhaarige und Musik und fast ohne Drogen, sogar die Sonne fand Gefallen an dem Treiben. Ich hatte den Eindruck, sie schickte ein paar Extrastrahlen zwischen die Bäume durch.
Es ist allerdings auch so, dass Paragraph 3, Absatz 1 der „Parkordnung zum Schutz des historischen Volksgartens“ festlegt, dass „Grün- und Pflanzungsflächen weder betreten noch befahren“ werden dürfen. Das gilt auch während einer Pandemie, in der die Menschen eine natürliche Erholungssehnsucht haben, die eine Bürokratie von Rang aber nicht tolerieren kann, ohne Angst haben zu müssen, zum Gespött zu werden. Die Menschen auf der Wiese taten also etwas Illegales. Nun bestimmt Paragraph 3, Absatz 2 der „Parkordnung zum Schutz des historischen Volksgartens“, dass es Ausnahmen gibt, nämlich „entsprechend gekennzeichnete Grün- und Pflanzungsflächen (z.B. Spiel- oder Liegewiesen)“, auf denen man sehr wohl verweilen darf. Aber die muss man erst einmal finden.
Also spazierte gestern ein befugtes Wachorgan zwischen den kleinen Rasenflächen hin und her und wies die Menschen auf den illegalen Rasenflächen darauf hin, dass sie sich auf illegalen Rasenflächen befanden. Er war höflich und die Arbeit schien ihm kein großes Vergnügen zu bereiten, aber immerhin konnte er den Menschen auf den illegalen Rasenflächen den Weg zu den legalen Rasenflächen zeigen, es handelte sich um eine winziges Stück Grün neben einer Sandkiste. Dort tummelten sich bald recht viele Menschen, in Hotel-Handtüchern bemessen war die Örtlichkeit rasch ausreserviert.
Auf den anderen Wiesen des Parks wäre gut Platz gewesen, dort aber war das Umlagern ja untersagt worden. Es ist schon auch so in Österreich: Wir schaffen es nicht, Probleme zu lösen, aber Lösungen zu problematisieren, das geht uns gut von der Hand.
Früher war alles besser

Der breiten Öffentlichkeit war Andreas Hanger bis vor wenigen Tagen kaum bekannt. Das ist insofern ungerecht, als Hanger nicht allein Nationalratsabgeordneter der ÖVP ist, sondern eine Reihe weiterer verdienstvoller Positionen bekleidet, er sitzt etwa im Gemeindevorstand der Marktgemeinde Ybbsitz, ist Obmann der Leaderregion Kulturpark Eisenstraße und Bezirksstellenleiter Rotes Kreuz Waidhofen/Ybbs, in dieser Funktion vielleicht sogar schon geimpft. Hanger ist auch mit 100 Prozent Gesellschafter der Norwin Handelsgesellschaft mbH, die Produkte für die Gartengestaltung herstellt, Pflanzentröge etwa. Es kam also nicht ganz aus heiterem Himmel, was da gestern passierte, sondern war durchaus von Fachkenntnis getragen.
Hanger engagiert sich momentan sehr in der Affäre um die Schmid AG, ob aus eigenen Stücken oder weil die Partei ihn dazu auserkoren hat, ist unklar. Am Montag jedenfalls gab er ein ZiB 2-Interview, in dem er die Verdienste von Thomas Schmid, Chef der Österreichischen Beteiligungsholding ÖBAG, pries und Kritik an dem Manager allein schon damit abperlen ließ, dass er ihn sieben Mal Magister nannte. Er tat dies mit dem Geschick eines Schusters, der Ballettschuhe mit einem Vorschlaghammer repariert.
Gestern wurde Hanger von seiner Partei erneut losgeschickt, um Unheil abzuwenden, es glückte ein zweites Mal. Man muss vorab vielleicht erwähnen, dass die beiden Regierungsparteien seit Kurzem einen Umgangston neuen Stils miteinander pflegen. Sie richten sich über Fernsehkanäle und Drucksorten allerlei aus, manchmal ist schwer auseinanderzuhalten, ob schon die Opposition zu einem spricht, oder doch noch der Koalitionspartner. Gestern wandte sich Hanger über die Austria Presse Agentur derart an die verfreundeten Kumpel und Kumpelinnen: „Liebe Grüne Tomaselli, wollt´ ihr uns pflanzen?“ Der entscheidende Nachsatz fehlte leider: „Und wenn ja, wohin?
Hunger auf Hanger

Über die Bestellung von Thomas Schmid zum Vorstand der ÖBAG gibt es umfangreiches Textmaterial in Form von Handynachrichten, wie wir jüngst erfahren haben. Nina Tomaselli, grüne Fraktionsführerin im „Ibiza“-Ausschuss, forderte nach deren Lektüre den Rücktritt des türkisen Managers. Sogar Vizekanzler Werner Kogler legte Schmid den Abgang nahe, er könnte ihn aber auch als für höhere Weihen geeignet bezeichnet haben, bei Kogler weiß man nie so genau. Seine Nebensätze sind pures Gold. Jedenfalls musste eine Retourkutsche her, in der ÖVP waren wieder alle krank, verreist, zeitlich unabkömmlich oder fühlten sich fachlich dazu nicht in der Lage, also kam erneut Hanger zum Zug, oder auf Zug. Er warf dem Regierungspartner, der dem anderen Regierungspartner Postenschacher vorgeworden hatte, folgerichtig Postenschacher vor.
In der Wirkungsstätte von Werner Kogler gibt es seit Kurzem tatsächlich eine neue Stabsstelle, die uns Olympiasieger und Weltmeister in hoher Zahl bescheren wird. Sie trägt die Bezeichnung „Abteilung für Sportstrategie, Sport und Gesellschaft, Sportbericht“, mit 15. März steht ihr Dieter Brosz vor, Koglers ehemaliger Kabinettschef und langjähriger Spezi. Hanger echauffierte sich darüber sehr, er warf Tomaselli „völlig inakzeptable Doppelmoral“ vor, ihre „Dreistigkeit“ sei „kaum zu überbieten“. Die Aussage zeugt von einer gewissen Tollkühnheit, wie sie wohl nur ein Obmann einer Leaderregion aufzubringen in der Lage scheint, denn die diesbezügliche Latte liegt in der ÖVP inzwischen recht hoch.
Im Sportministerium scheint die neue Kraftzelle noch keine große Wirkung zu erzielen. Auf der Webseite sind zwar die Aufgaben der Abteilung angeführt, also „Entwicklung und Koordinierung einer österreichweiten alle Gesellschaftsbereiche umfassenden Sport-Strategie; Inklusion, Integration und Gleichstellung im Sport; Grundlagenarbeit und Projektierung zu geschlechtsspezifischen Handlungsfeldern im Sport (Frauen im Sport, Männer im Sport); multiethnische und multikulturelle Beziehungen und Handlungsfelder; Missbrauchsprävention; Erstellung des Sportberichts gem. § 40 BSFG 2017; Publikationen und Berichtswesen, Konzipierung und Erstellung eines Sportstättenplanes in Kooperation mit den Ländern und Gemeinden.“ Darunter aber steht „Leitung: N.N.“, nomen nominandum, Name noch zu benennen. Wenn Hanger das erfährt, er wird außer sich sein. Vielleicht ruft er seinen neuen Kumpel Armin Wolf an und haut ihn wegen eines neuen Interviews an.
Hacker als Hacker

In Wien gilt ab heute Maskenpflicht, nicht im Büro, sondern im Freien, vermutlich will man die Aerosole in Räumen fangen und sie dort verdichten, um sie dann schreddern zu können. Im Freien kann man die Aerosole schwerer schnappen, sie schlüpfen durch jedes Schmetterlingsnetz, vor allem weiß man nicht, ob man schon ein paar der Biester gefangen hat, weil sie ja unsichtbar sind. Unter dem Mikroskop würde man sie vielleicht sehen, aber es erscheint mühsam mit einem Mikroskop auf den Augen durch die Stadt zu gehen, Pink Floyd könnte vielleicht eine 7-Minuten-Nummer darüber schreiben, aber das wäre schon alles. Masken also sind besser.
Wien hat fünf Plätze definiert, an denen man ab heute bei jedem Wetter Maske tragen muss, sie liegen allesamt in der Innenstadt, offenbar gibt es in Favoriten oder Ottakring keine Aerosole, oder sie wurden dort tatsächlich schon erfolgreich terminiert. In den fünf Maskenzonen darf man nichts essen oder trinken, außer man findet eine Methode, bei der man dafür den Mundschutz nicht abnehmen muss. Auch Radler, Jogger, Benutzer von E-Scootern, Tiefseetaucher und Fallschirmspringer, in Ausübung ihrer Tätigkeit oder nicht, müssen Maske tragen. Ich bin ja gespannt, wo die Parties jetzt steigen. Auf die Idee, während des Eierpecken-Lockdowns, Konsumationen im öffentlichen Raum generell zu untersagen, ist man nicht gekommen, vermutlich war sie zu naheliegend.
Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker gab gestern eine Pressekonferenz übers Impfen im Wandel der Zeit. Hacker ist privat vermutlich ein heiteres Kerlchen, auf der Bühne bringt er das noch nicht so richtig rüber, gestern verteilte er sogar einige Nackenschläge. Im April würden erst die Über-75-Jährigen geimpft, sagte er, im Mai vor allem alle jene, die bereits einen Erststich bekommen haben. Bis Ende Juni werde man nur 60 Prozent der Bevölkerung durchimpfen können, weit weniger als geplant. Natürlich werden wir im Sommer wieder auf Urlaub fahren, aber nicht heuer.
Ich wünsche trotzdem ein wunderbares Osterfest, jetzt aber wirklich. Die ersten Eier bekamen wir gestern schon ins Nest gelegt. 0:4 verlor unser Nationalteam daheim gegen Dänemark, es hat denen Dänen offenbar nicht gereicht, dass sie uns schon beim Impfen abgehängt haben. Eine WM-Teilnahme in Katar scheint in weite Ferne gerückt. Die Scheichs haben ein Riesenglück, Österreichs politische Proteste wären vor Ort sicher massiv gewesen, seit diesem Querdenker-Zeug sind wir recht gut in Übung, historisch gesehen sowieso legendär in der Disziplin ziviler Ungehorsam. Vielleicht kann sich die neue „Abteilung für Sportstrategie, Sport und Gesellschaft, Sportbericht“ der Sache annehmen, pflanzen müssen wir uns nämlich jetzt auch nicht lassen.
Fotos:
Werner Kogler: Picturedesk, Alex Halada, Tobias Steinmaurer
Augarten: "Heute", Denise Auer
Andreas Hanger: Picturedesk, Helmut Fohringer
Peter Hacker; "Heute", Denise Auer
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